Künstler | Romare | |
Album | Love Songs: Part Two | |
Label | Ninja Tune | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
Alle Popsongs der Welt handeln von einem dieser sechs Themen: Liebe, Ruhm, Sex, Liebeskummer, Geld und hässlicher Scheiß, den man kaufen möchte. Das behauptet jedenfalls Jarett Kobek in seinem sehr amüsanten Roman Ich hasse dieses Internet.
Als wolle er diese These bestätigen, lässt Archie Fairhurst alias Romare auf seine EP Love Songs: Part One aus dem Jahr 2013 nun ein ganzes Album folgen (dazwischen gab es noch seinen ersten Longplayer Projections). Wer allerdings glaubt, hier gäbe es gewöhnliche Liebeslieder, Schnulzen und Balladen, wird sich wundern: Romare hat seinen Künstlernamen als Referenz an Romare Bearden gewählt, und dessen Technik, für seine Kunst-Collagen beispielsweise Ausschnitte aus Zeitschriften zu verwenden, überträgt er auf die Musik. Samples von alten Vinyl-Platten sind seine Bausteine. Während er auf Projections noch reichlich auf Material aus Jazz und Blues zurückgriff, kommen sie auf Love Songs: Part Two eher aus den Sparten Disco und Psychedelic.
Das kann hochgradig repetitiv sein wie in Come Close To Me, tanzbar wie die Single Who Loves You?, geheimnisvoll und elegant wie My Last Affair oder unverkennbar funky wie All Night. Vieles bleibt abstrakt wie der Albumauftakt Who To Love?, der beinahe klingt, als müsse es sich an seine eigene Form herantasten. Mal kommen zu diesem Prinzip, wie Je T’aime zeigt, Percussions dazu, mal Klavier, mal ein Stimm-Sample.
Lieder über die Liebe sind diese zehn Tracks dennoch, betont Romare: “I’ve tried to cover different areas, from sexual urges to tender first encounters, from affairs to the questioning of one’s love.” L.U.V. könnte man sich von Laid Back anno 1984 vorstellen, ebenso von Hot Chip anno 2019. Das ebenso programmatisch betitelte New Love hat die größte Dringlichkeit und ist das einzige Stück auf Love Songs: Part Two, das erkennbar mehr sein will als Hintergrundmusik.
Don’t Stop könnte als Soundtrack für einen Spaghettiwestern durchgehen, wenn in diesem Film auch Aliens kämpfen würden. In Honey sind die Töne wie in Spiralen verschränkt, kaum ein Takt oder auch nur eine Struktur lassen sich auszumachen, dafür lässt sich hier ein Flirt mit atonalen Elementen erkennen. Das ist typisch für die Arbeitsweise von Romare und zeigt, was seinen Sound so einmalig macht: Seine Musik ist wenig plakativ, stattdessen entsteht die Wirkung der Tracks aus großer Beharrlichkeit und zugleich einem exquisiten Händchen für Details.