Hingehört: School Of Seven Bells – „SVIIB“

Künstler School Of Seven Bells

School Of Seven Bells Kritik Rezension
„SVIIB“ ist das vierte und letzte Album von School Of Seven Bells.
Album SVIIB
Label Full Time Hobby
Erscheinungsjahr 2016
Bewertung

“I can easily say that it was one of the most creative and inspired summers of our lives“, sagt Sängerin Alejandra Deheza über die Zeit im Sommer 2012, als sie gemeinsam mit ihrem Bandkollegen Benjamin Curtis ein bisschen Zeit zwischen zwei Tourneen nutzte, um an den Songs für das vierte Album von School Of Seven Bells zu arbeiten. Die Hochstimmung hätte sich nicht auf dramatischere Weise ins Gegenteil verkehren können: Ein paar Wochen später wurde bei Curtis eine seltene Art von Leukämie diagnostiziert. Kurz vor Ende des Jahres 2013 erlag er der Krankheit im Alter von 35 Jahren. Deheza nennt diese Zeit „the most tragic, soul shaking tidal wave that life could ever deliver“.

Trotzdem war sie entschlossen, das vorhandene Material noch zu einem Album zu machen. Also machte sie sich aus New York auf den Weg nach Los Angeles. Gemeinsam mit Justin Meldal-Johnson (Beck, Nine Inch Nails, M83) produzierte sie die Songs dort innerhalb von zehn Wochen fertig, auch das ursprüngliche Ziel, möglichst viel von Benjamins bereits aufgenommenen Material zu erhalten, wurde dabei erreicht. „This is a love letter from start to finish“, sagt sie über SVIIB. „It’s the story of us starting from that first day we met in 2004, and that’s the story of School Of Seven Bells. When I see those roman numerals, I just think of an era.“

Die zehn Lieder des am kommenden Freitag erscheinenden Albums beweisen, wie groß der Verlust ist, den das Ende dieser Band bedeutet. School Of Seven Bells können sphärisch und nahe an Shoegaze sein wie in Elias, gelegentlich darf der Beat für Dringlichkeit sorgen (A Thousand Times More) oder sich im vergleichsweise experimentellen Music Takes Me etwas in Richtung baggy bewegen.

Ein Lied wie Ablaze, das man sich auch von The Naked And Famous vorstellen könnte, zeigt, wie vermeintlich simpel das Prinzip bei School Of Seven Bells ist: einfacher Beat, schöne Melodie, Eighties-Atmosphäre, angenehme Stimme. Aber es ist die Eleganz und Leichtigkeit, mit der diese Elemente auf SVIIB zusammengeführt werden, die das Besondere an dieser Platte ausmachen. Confusion ist ein wunderbares Lied wie eine Seifenblase, Open Your Eyes lässt erahnen, wie reizvoll die Idee einer Lily Allen im Melancholie-Modus sein könnte, passend zur Refrainzeile: „Open your eyes, love / you got me crying“. Signals könnte ein Monster von einem Song sein, wenn der Refrain so phänomenal wäre wie die Strophe.

Das beste Lied steht am Ende von SVIIB. „Our time is indestructible“, heißt die wichtigste Zeile in This Is Our Time, und das wäre auch dann eine wunderbare Aussage, wenn man nicht die tragische Geschichte dieser Platte kennen würde. Denn die Zeile besingt eine Kraft, die weitgehend herbeifantasiert und voll und ganz auf den Moment konzentriert ist, also ziemlich genau das, was Pop letztlich ausmacht. Das ist, als Lied und als Album, ein sehr stilvoller, erstaunlich optimistischer Abschluss für das Schaffen einer wunderbaren Band.

Das letzte Werk von Benjamin Curtis (nicht auf dem Album): I Got Knocked Down (But I’ll Get Up).

Website von School Of Seven Bells.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.