Künstler | Sleeperstar | |
EP | Blue Eyes | |
Label | Giant Spacebar | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung |
I Was Wrong hieß das Lied, das für Sleeperstar alles verändert hat. Die 2008 gegründete Band aus Dallas hatte den mühsamen Weg mit Konzerten in kleinen Clubs und bei Studentenpartys hinter sich, als der Song 2010 erst in der Fernsehserie Vampire Diaries und später auf dem Soundtrack zum Kinofilm Extrem laut und unglaublich nah zu hören war.
Das Ergebnis waren Top40-Positionen in den Charts in Deutschland und 31 weiteren Ländern und offensichtlich die Entschlossenheit bei Chris Pearson, Nick Box, Jake Lester, Geoff Ashcraft und Shaun Menary, das Eisen zu schmieden, solange es heiß ist. Die Wartezeit zwischen dem Debütalbum Just Another Ghost (2010) und dem im Herbst 2013 folgenden Lost Machines verkürzten sie also mit den sechs Liedern der Blue Eyes-EP.
Besonders gut funktioniert hat das nicht: Lost Machines ist weitgehend ignoriert worden, seitdem ist es um Sleeperstar noch ruhiger geworden. Das wundert nicht, wenn man sich Blue Eyes anhört: Diese Musik ist durchweg belanglos, kalkuliert und noch nicht einmal mittelmäßig.
Schon zum Auftakt in Replay scheint die Devise zu lauten: Bloß nicht aufregend klingen! Lieber ein gemächliches Tempo anschlagen und ein bisschen „Ohoho“ einbauen! Die Zeile „This is not a new wave / this is just a replay“ erweist sich (ungewollt) als sehr treffende Selbstumschreibung. Der Rest ist, abgesehen von Hold On (Milo), einem elektronisch angehauchten, nicht einmal eine Minute langen Zwischenspiel, sehr ähnlich: Wenn Coldplay wirklich so platt wären, wie man es ihnen vorwirft, würden sie Lieder wie Blue Eyes machen. Der Titel von Call It What It Is klingt wie ein Bekenntnis zur (notfalls schmerzhaften) Aufrichtigkeit, ist aber bloß eine kitschige Powerballade, die nicht einmal funktionieren würde, wenn Steven Tyler sie sänge.
Bezeichnenderweise wird Love Again der beste (= am wenigsten peinliche) Song der EP – gerade, weil das Pathos hier am wenigsten kaschiert wird. Ein Track wie Sparks bietet das, was man in den USA etwa von Third Eye Blind, im UK von Snow Patrol und hierzulande von Revolverheld vorgesetzt bekommt: Pseudo-Rock, der sich zwar der klassischen Mittel von Gitarre, Schlagzeug und Bass bedient, aber das Gegenteil der klassischen Tugend von Aufruhr, Sex und Gefahr ist.