Künstler | Sleigh Bells |
Album | Bitter Rivals |
Label | Lucky Number |
Erscheinungsjahr | 2013 |
Bewertung |
Worauf sich dieser Albumtitel wohl bezieht? Wen haben Sleigh Bells da wohl als verbitterte Feinde, als Erzrivalen ausgemacht? Meinen Gitarrist Derek Miller und Sängerin Alexis Krauss, die beiden Mitglieder des Duos aus New York, sich selbst damit? Oder die beiden potthässlichen Gitarren auf dem Cover? Oder ihre, durchaus gegensätzlichen, beiden bisherigen Alben Treats (2010) und Reign Of Terror (2012)?
Der gleichnamige Song, gleich am Beginn von Bitter Rivals, gibt kaum Aufschluss über diese Frage. „You are a bitter rival / but I need you for survival“, singt Alexis Krauss da. Das ist ein tolles Bild, aber der Kontext bleibt im Unklaren. Und die Musik? Am Beginn steht eine Akustikgitarre wie bei einem Bob Dylan mit kaputten Zündkerzen, nach einer halben Minute kommt ein mega-aggressiver Beat dazu, und nach noch einmal 30 Sekunden verwandelt sich Bitter Rivals mit dem Refrain in eine süßes Prince-Meisterwerk.
Das liefert zumindest ein Indiz dafür, was hier wohl hinter den Rivalen steckt: Die beiden Kontrahenten sind Lärm-Attacken und Pop-Leichtigkeit. Immer wieder gibt es auf Bitter Rivals diese Kombination/Konfrontation, und das ist ein enorm spannendes Aufeinandertreffen – zumal Sleigh Bells so schnell zwischen den beiden Welten hin und her springen, dass man sich ernsthaft um eine vernünftige Kalibrierung ihrer Aufmerksamkeitsspanne sorgen muss.
Sugarcane klingt, als hätten sich TLC mit Atari Teenage Riot zum Gangbang verabredet, You Don’t Get Me Twice vermittelt eine Ahnung davon, was dabei heraus gekommen wäre, wenn Linkin Park versucht hätten, ein Lied für En Vogue zu schreiben, am Ende platzt in Love Sick offensichtlich Billy Idol in eine Pyjama-Party der Spice Girls.
Es gibt etliche Tracks, denen man anhört, dass sie auf der Gitarre entstanden sind und auch als ganz klassischer Popsong funktionieren würden (Young Legends kommt dieser Kategorie am nächsten), doch Sleigh Bells haben eine diebische Freude am Schockeffekt. In Minnie gibt es ein billiges E-Gitarren-Riff, das dann von einem Goliath-Beat plattgewalzt wird. Sing Like A Wire klingt wie Does It Offend You, Yeah?, nur mit drei Ausrufe- statt einem Fragezeichen. Und Tiger Kit zeigt, was wohl passiert wäre, hätten die Sugababes jemals versucht herauszufinden, wozu die ganzen anderen Knöpfe am Keyboard (inklusive dem, auf dem „Cow“ steht) eigentlich gut sind.
Im besten Fall kommen dabei hoch moderne und ganz besondere Pop-Momente heraus wie To Hell With You, das beste Lied auf Bitter Rivals, oder 24, in dem all die Noise-Elemente nicht kaschieren können, dass im Kern dieses Lieds eine richtig feine Melodie steckt. All das macht Sleigh Bells schön aufregend und liefert den erstaunlichen Beweis: Es gibt eine Schnittmenge zwischen Nu Metal, Crystal Castles und den Bangles.
Auch der kurzweilig: Das Video zu Bitter Rivals.
httpv://www.youtube.com/watch?v=Cr-ahiFDkts