Künstler | Smoke Fairies |
Album | Smoke Fairies |
Label | Full Time Hobby |
Erscheinungsjahr | 2014 |
Bewertung |
Wenn man den richtigen Maßstab anlegt, dann waren Smoke Fairies bisher durchaus erfolgreich. Zu den prominenten Fans des Duos aus Sussex zählen Bryan Ferry (mit ihm waren sie 2007 auf Tour), Jack White (er verpflichtete Smoke Fairies als erste englische Band für seine Plattenfirma Third Man Records) und Richard Hawley („frankly the best thing I have heard in years”, sagte der Ex-Pulp-Mann über das Duo). Als „truly magical” pries etwa Allmusic das erste Album von Jessica Davies und Katherine Blamire, als “a largely timeless-feeling piece” feierte Drowned in Sound die zweite Platte vor zwei Jahren.
Trotzdem standen Smoke Fairies nach diesen beiden Alben vor dem Aus. Die Tatsache, dass einige Kritiken schon bei Blood Speaks (2012) davon sprachen, der Sound des Duos nutze sich ab, mag dazu beigetragen haben. Die Tatsache, dass Jessica Davies und Katherine Blamire sich beim Alter der 30er-Marke näherten (mittlerweile haben beide sie überschritten) und sich zusätzlich zum Musikerdasein trotzdem noch mit Nebenjobs herumschlagen mussten, spielte verständlicherweise ebenfalls eine Rolle. “We started considering what would we do if we didn’t do music”, gibt Jessica Davies zu, “and it was just a massive void”.
Dennoch stand die Frage im Raum: Ist diese Band wirklich das, womit wir unser Leben verbringen wollen? Die Antwort ist ein deutliches Ja in Form des dritten Albums, das auch im programmatischen Titel den Neubeginn beschwört. Der Nukleus der zweiten Phase in der Karriere dieser Band wurde We’ve Seen Birds, das den Auftakt von Smoke Fairies macht. Gedacht ist das Lied als eine Entschuldigung von Jessica Davies an Katherine Blamire für die Zweifel am Sinn ihres gemeinsamen Schaffens, und zugleich (bei Fettes Brot gab es unlängst einen ähnlichen Prozess) als eine Einladung, es wieder miteinander zu versuchen: “I just wanted to say sorry to her – sorry I scared you like that.”
Das Lied zeigt bekannte Stärken von Smoke Fairies: Es ist ein sehr ausgeklügelter Song, sanft und schmeichelnd, die Stimmen türmen sich genauso aufeinander wie die Instrumente. Auch später klingen die alten Smoke Fairies natürlich durch. Die Gitarre in Misty Visions ist ursprünglich, die Percussions sind wie aus einer Hexenwelt. Drinks And Dancing ist so reduziert, betörend, besonders und intensiv, dass man kaum zu atmen wagt. In The Very Last Time werden Davies und Blamire zu Schamaninnen, der Schlusspunkt Are You Crazy? ist majestätisch.
Doch man merkt Smoke Fairies auch eine neue Entschlossenheit an. Want It Forever ist zupackend und hat beinahe etwas zu bieten, das man einen „Groove“ nennen könnte. In Waiting For Something To Begin pulsiert alles, der Bass aus Shadow Inversions würde auch zu einem Krautrock-Song passen. Koto weiß um die Kraft der Wiederholung, Your Own Silent Movie verbietet sich jeden Pomp, entwickelt aber trotzdem einen ganz großen Sound.
Das vom Klavier geprägte Hope Is Religion ist einer der Höhepunkte, auch weil hier der famose Gesang besonders hell strahlen kann. Das beste Lied ist die Single Eclipse Them All, federnd, sexy und verwunschen. Das klingt beinahe wie Air, aber mit weniger Kopf und mehr Bauch, mit weniger Coolness und mehr Schmerz.
Man darf nach diesem dritten Album sehr dankbar sein, dass es Smoke Fairies noch gibt und weiter geben wird. „We realised that this is our life”, umschreibt Davies die eigene Erkenntnis nach der Krise. “And we just have to see it as this wonderful thing: every gig we get to play and every record we get to make – we’re just incredibly grateful for that.”
Smoke Fairies spielen Waiting For Something To Begin akustisch.
httpv://www.youtube.com/watch?v=4xqp34cxkpE