Künstler | Smoke Fairies | |
Album | Wild Winter | |
Label | Full Time Hobby | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Wahrscheinlich war man noch nie so dankbar für den Namen dieser Band. Jessica Davies und Katherine Blamire haben ihr Duo Smoke Fairies genannt, also: Elfen des Rauchs. Und mehr denn je ist man bei Wild Winter versucht, den Sound der beiden Engländerinnen mit eigentlich verbotenen Vokabeln wie „mystisch“ und „verwunschen“ zu umschreiben, ihr Zuhause womöglich gar in einem Märchenwald zu verorten. Denn diesmal haben sie sich, nach zuvor vier Studioalben, von denen das jüngste genauso heißt wie die Band, eine besonders zauberhafte Zeit als Thema ihrer Songs ausgesucht: Weihnachten.
“We have a love/hate relationship with winter and the Christmas holiday”, bekennen sie. “When it was suggested Smoke Fairies make a Christmas album, the last thing we wanted to do was make a classic, jolly, celebratory album that can only be played once a year. Sometimes winter provides us with a sense of togetherness and love, and sometimes it leaves us feeling alienated, cold and playing a glockenspiel alone in a darkened room. It’s part of the year that will always be bittersweet and wild. This was the inspiration behind the record.”
Diese Vielschichtigkeit spiegelt das Album, das ursprünglich schon 2014 veröffentlicht wurde (allerdings nur digital und über ausgewählte Rough-Trade-Läden), in der Tat wider. Give And Receive wird verführerisch und einnehmend, Bad Good zeigt hingegen, wie fies ein Weihnachtslied klingen kann. 3 Kings entwickelt viel Drive. All Up In The Air dürfte alle Fans von Kate Bush entzücken. Snowglobe Blizzard entpuppt sich als Quasi-Instrumental, Steal Softly Thru Snow als sehr komplexes Captain-Beefheart-Cover in der Nähe zum Jazz.
Schnell wird klar, wie gut die Winter-Atmosphäre zu Smoke Fairies passt. Vielleicht auch deshalb war gar nicht viel Vorbereitung für die Aufnahmen mit Produzent Kristofer Harris nötig. “We got together with our band, played around with the songs a few times then headed off to the studio to record them all live. It’s buzzy and raw and not one tinkling of sleigh bells can be heard”, erinnert sich Katherine Blamire an den Entstehungsprozess.
Besinnlichkeit kommt trotzdem manchmal auf. Christmas Without A Kiss klingt gleich zu Beginn von Wild Winter, als hätten die Smoke Fairies das Gefühl “Wehmut” (oder wenigstens das Wort) erfunden. Das sehr reduzierte So Much Wine wird zum Höhepunkt der Platte, der Titelsong spielt mit Stimmen irgendwo zwischen Enya und Annie Lennox und würde erstaunlicherweise ins Repertoire von beiden passen. Der Track, der das Wesen von Wild Winter vielleicht am besten verkörpert, ist Circles In The Snow. Er zeigt: Egal, wie sehr die Instrumente rocken (und sie rocken hier beachtlich), man wird niemals „zupackend“ oder „mitreißend“ zu so einem Lied sagen können. Aber immer „magisch“.
Smoke Fairies spielen Wild Winter im Rough Trade Store East.
https://www.youtube.com/watch?v=gZXD6-eqnYE