Sorority Noise – „You’re Not As ___ As You Think“

Künstler Sorority Noise

You're Not As___ As You Think Sorority Noise Kritik Rezension
Niemals aufgeben – auch dafür steht die Leerstelle um Albumtitel.
Album You’re Not As ___ As You Think
Label Big Scary Monsters
Erscheinungsjahr 2017
Bewertung

Ein bisschen seltsam wirkt diese Leerstelle im Albumtitel, sogar – sprechen wir es aus – ein wenig blasiert. Die Idee dahinter ist allerdings eine sehr einleuchtende: Es lassen sich verschiedene Adjektive einsetzen. Egal, welches Wort es ist, man muss damit klarkommen und erkennen, dass das Leben viele Perspektiven hat. Und genau das ist die Botschaft, die Cameron Boucher, Sänger und Gitarrist von Sorority Noise, für das übermorgen erscheinende You’re Not As ___ As You Think hat: „Ganz egal, was ich fühle: Es wird wieder okay. Und wenn’s mal schwierig ist, wird am Ende doch alles wieder gut. Es gibt keinen anderen Weg, du musst einfach weitermachen. Du musst!“

Das mag simpel klingen, aber was die 2013 gegründete Band aus Connecticut auf ihrem dritten Album daraus macht, ist durchaus spektakulär. You’re Not As ___ As You Think wurde mit Produzent Mike Sapone (Brand New, Taking Back Sunday) innerhalb von zehn Tagen aufgenommen und bietet Emo mit einem hohen Maße an Abwechslung und einem erfreulich geringen Maße an Ego.

Car zeigt die sehr originelle Art, mit der Sorority Noise mit der allseits bekannten Laut-Leise-Dynamik spielen. Auch in den anderen Tracks ist diese Methode gut erkennbar, ohne dass die Songs des Quartetts deshalb nach Reißbrett klingen würden: Am Beginn von A Portrait Of ist der Gesang nonchalant wie bei den Presidents Of The United States Of America, am Ende hingehen explodiert er fast vor lauter Leidenschaft. Im First Letter From St. Sean erinnern Gitarrensound und die gesamte Atmosphäre an Cracker. Später ist der Second Letter From St. Julian rund um die sehr kluge Zeile „How can I believe in God if He doesn’t believe in me?“ aufgebaut. A Better Sun wird vor allem sehr cool. Der akustische Album-Schlusspunkt New Room ist praktisch ein Demo und neben dem entzückenden Leave The Fan On die einzige Ballade auf You’re Not As ___ As You Think.

Wie viel Sorority Noise nach den vorangegangenen Longplayern Forgettable (2014) und Joy, Departed (2015) sowie Tourneen unter anderem im Vorprogramm von Modern Baseball, Citizen und The Menzingers mittlerweile auch an Reife zu bieten haben, unterstreicht ein Song wie Where Are You. Cameron Boucher besingt darin den Wert von Zusammenhalt und Optimismus – und nicht zuletzt die Romantik, die im Glauben an solche Ideale steckt.

Der absolute Höhepunkt des Albums ist die Single No Halo gleich zu Beginn. „Der Song handelt davon, nach dem Tod eines guten Freundes so häufig an ihn zu denken, dass du plötzlich vor seinem Haus stehst, weil du ganz vergessen hast, dass er in Wahrheit gar nicht mehr lebt“, sagt Boucher und ergänzt: „Er handelt davon, wie schwierig es ist, mit den Leuten die du liebst in Kontakt zu bleiben, wenn du an einem anderen Ort bist, und wie es sich anfühlt, nicht bei ihnen zu sein, wenn sie dich am dringendsten brauchen.“ Das Lied, das er daraus macht, ist hymnisch und kraftvoll wie die besten Momente von Biffy Clyro, wäre da nicht der schläfrige Gesang in der Strophe (in der er tatsächlich über Schlafmangel singt), der dann im Refrain aber doch noch die nötige (Überzeugungs-)Kraft bekommt. Einen ähnlichen Effekt hat das ebenfalls großartige Disappeared: Ausnahmsweise ist dieses Lied schon am Anfang sehr energisch, und im Refrain wird es dank des Chorgesangs sogar erhebend.

Reichlich Einsatz (und Menschen in Folien) gibt es auch im Video zu No Halo.

Sorority Noise bei Bandcamp.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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