Künstler | Soulsavers | |
Album | Kubrick | |
Label | St. Quentin | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Kurz nach Angels & Ghosts, der Zusammenarbeit mit Dave Gahan, bringen die Soulsavers schon wieder ein neues Album heraus. Wahrscheinlich konnten es Ian Glover und Rich Machin einfach nicht mehr länger abwarten. Denn Kubrick ist in doppelter Hinsicht eine besondere Platte für ihre Band: Auf dem Debüt Tough Guys Don’t Dance (2003) sowie den Nachfolgern It’s Not How Far You Fall, It’s The Way You Land (2007), Broken (2009), The Light The Dead Sea (2012) und dem besagten Gemeinschaftswerk mit dem Depeche-Mode-Frontmann hatten sie auf all ihren Alben mit Gastsängern gearbeitet. Diesmal sind die Stücke rein instrumental.
Der zweite Grund ist nichts anderes als Besessenheit. “Like a lot of people, I have phases of obsession, whether it’s about albums, musicians or film directors”, gesteht Rich Machin. “A while ago, I quite casually started revisiting some of Stanley Kubrick’s films, and pretty soon I was watching them all. I found myself really relishing Kubrick’s amazing attention to detail and how each film had its own completely unique mood. I’d wanted to make an instrumental record for ages… I found I could draw on these different moods as starting points for the music.” Daraus wurde schließlich Kubrick, mit acht Stücken, die alle nach Figuren aus Kubrick-Filmen benannt sind.
Die Ergebnisse als einzelne Tracks zu betrachten, macht nicht allzu viel Sinn. Es kann mal bewegend werden mit Klavier und Streichern (Hal), eine schlichte Schönheit entwickeln (Ziegler) oder auch nichtssagend bleiben (Mandrake). Viel eher geht es bei den Soulsavers, die diesmal auch selbst produziert haben, um einen epischen Gesamteindruck, um Bilder im Kopf, die ruhig auch etwas verschwommen sein dürfen (Clay), um ein Gefühl von Majestät, das beispielsweise in Torrance vor malerischem Hintergrund zur Geltung kommt.
“With classical or orchestral music, I think there can sometimes be too much of a sense of perfectionism; it can be sonically amazing but rather sterile and lifeless to listen to”, hat Machin erkannt. “We wanted to capture the spirit and immediacy of a rock’n’roll or band record, and not try to overwork everything. We didn’t want to Pro-Tools it to death… If a take had some minor technical flaws but had the right feeling, we’d use it anyway. I actually like human noises and textures in music. I like it when you can hear the viola player breathing…”
Passend zu dieser Rock’N’Roll-Mentalität wird Kubrick vor allem dann spannend, wenn es auch Schlagzeug gibt. Das gilt für De Large und seinen dräuenden Hintergrund oder für Joker, in dem zusätzlich noch eine E-Gitarre für Dynamik und eine gewisse Nähe zu Rock sorgt. Wenn in Dax zwischendurch das Schlagzeug hinzukommt, kann man sich kurz vorstellen, Alison Goldfrapp oder die Jungs von Röyksopp könnten dazu singen.
Man hört Soulsavers an, wie sehr sie es genießen, sich auf diesem neuen Feld zu bewegen, und wie sicher sie dabei auftreten. Trotzdem hat Kubrick den Charakter, den viele Instrumentalwerke mit Orchester nicht ablegen können: Es zielt auf eine klare Funktion ab, nämlich den Hörer ins Schwelgen und Schwärmen zu bringen. Das ist nicht verwerflich, aber in seiner Zielgerichtetheit so etwas wie Musik-Pornographie.