Steve Mason – „Meet The Humans“

Künstler Steve Mason

Meet The Humans Steve Mason Kritik Rezension Album
Optimistisch wie lange nicht klingt Steve Mason auf „Meet The Humans“.
Album Meet The Humans
Label Domino
Erscheinungsjahr 2016
Bewertung

Man darf annehmen, dass Steve Mason keineswegs plant, sich mit seinem dritten Soloalbum unter eigenem Namen ein extraterrestrisches Publikum zu erschließen. Stattdessen gibt es für den Albumtitel Meet The Humans wohl mindestens zwei plausible Erklärungen.

Erstens hat sich der Mitbegründer und einstige Sänger der Beta Band wieder in die Welt gewagt. Lange Zeit lebte er quasi als Einsiedler irgendwo in seiner schottischen Heimat. Nun ist er nach Brighton gezogen. „I wanted to be around musicians and creative people more and I liked Brighton already“, begründet er diesen Schritt. „I grew up by the sea and whenever I go for a walk by the sea it’s nice to hear the noise of the waves, to see the constant flow of the water, that sense of renewal, the possibilities of space that the sea offers.“

Zweitens will er seiner Umwelt nun auch musikalisch die Hand ausstrecken. Während das Konzept-Doppelalbum Monkey Minds In The Devil’s Time (2013) noch von politischen Themen und allerlei Konflikten (etwa dem Kampf gegen seine Depressionen) geprägt war, ist Steve Mason diesmal explizit optimistisch. „I’m a great believer in saying that you can sit around and say everything’s shit but if you do that they’ve won. They want you to sit in your house and watch X Factor or Strictly, it’s pure soma but it’s about popping into your neighbour and having a chat and setting the world to rights. It’s about little victories, small conversations that will really change the world.“

Das gestern erschienene Meet The Humans ist also nicht zuletzt eine Einladung, das Leben neu zu entdecken, die Möglichkeiten und die Mitmenschen. Man hört das der Platte sofort an. Water Bored macht den Auftakt („I was going to call it Waterboard, as in the torture thing but then I thought: That’s a bit negative”, verrät Steve Mason) und verbreitet eine fast beunruhigende Italo-House-Heiterkeit. Wenig später ist Alright zugleich verführerisch und entrückt, Ran Away beweist, wie unerwartet gut sich die Attribute „zart“ und „klug“ vereinen lassen, Through My Window schafft es, Monotonie in Magie zu verwandeln.

Masons Stimme, die seit den glorreichen Tagen der Beta Band einfach wie die perfekte Symbiose von Wärme und Cleverness klingt, trägt dazu ebenso bei wie sein Händchen für Songs, die sehr schön sind, sich aber nicht damit begnügen, schön zu sein (To A Door). Auch das nötige Maß an Abwechslung bietet Meet The Humans. Mit ein bisschen asiatischem Flair klingt Alive wie die Flaming Lips, nachdem sie endlich die richtigen Drogen gefunden haben. In Like Water gestattet Mason sich und uns, dass es etwas hymnischer wird. Words In My Head überrascht als Abschluss des Albums mit einem HipHop-Beat, sodass man an Massive Attack oder die Stereo MCs denken muss.

Der Höhepunkt ist die Single Planet Sizes, in der Drive, Melodie und Dramaturgie durchweg unwiderstehlich sind. Und ein Schmuckstück ist auch das von Olivia Bullock gestaltete Albumcover von Meet The Humans. Steve Mason glaubt, es stelle eine Form dar, die ein bisschen ein Herz und ein bisschen ein Gehirn ist. Als Umschreibung seiner Musik passt das bestens.

Menschen können auch Pixel sein, zeigt das Video zu Alive.

Im April gibt es Steve Mason zweimal live in Deutschland:

8.4. Haldern, Haldern Pop Bar
10.4. Berlin, Badehaus Szimpla

Website von Steve Mason.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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