Künstler | Suns Of Thyme |
Album | Fortune, Shelter, Love And Cure |
Label | Motor |
Erscheinungsjahr | 2013 |
Bewertung |
Man könnte Suns Of Thyme für eine gewöhnliche Band halten. Das Quartett aus Berlin setzt auf eine klassische Rockbesetzung, bestehend aus Tobias Feltes (Gesang und Gitarre), Tim Hoppe (Gitarre), Jascha Kreft (Schlagzeug), Jens Rosenkranz (Bass). Jens und Tobias sind Schulfreunde, alle haben schon ein paar musikalische Gehversuche hinter sich, jetzt gibt es das Debütalbum. So weit, so normal.
Dass dies aber eine eher spezielle Band ist, macht schon die Single Soma (God For Gods) klar. Das ist Stoner-Rock mit der Betonung auf Stoner und einer Stimme irgendwo zwischen David Byrne und Tom Smith von den Editors. Eine Gitarre spielt einzelne, klare, schillernde Töne, die andere Gitarre spielt verwaschene Akkorde dazu – also alles andere als ein klassisches Hitrezept.
Der Song, den es hier übrigens zum kostenlosen Herunterladen gibt, ist damit durchaus typisch für Fortune, Shelter, Love And Cure (mit dem Albumtitel fassen Suns Of Thyme alles zusammen, was sie für eine denkbare Quelle von Glück halten). Songtitel wie Cataclysm 2084 (mit vertracktem Beat, dominantem Klavier und viel Radiohead-Feeling) oder Asato Maa (mit Joy-Division-Bass und einer Stimme, die so tief und verfremdet ist, dass man sie für ein Didgeridoo halten könnte, das sprechen kann) deuten schon den Horizont und die Ambitionen der Band an. Alte Effektgeräte, Lofi-Sound und die Drogen vergangener Zeiten scheinen hier ebenfalls als Bezugspunkte dienen zu können. Einiges auf Fortune, Shelter, Love And Cure klingt so, als hätten die Byrds schon den Black Rebel Motorcycle Club gekannt. Und wenn in The Years We Got Are Not Enough plötzlich Schlagzeuger Jascha Kreft singt, dann sind auch die Doors nicht weit entfernt.
Violent Eyes bildet einen düsteren Auftakt für das Album, das Schlagzeug braucht fast nur die Toms und der Bass klingt, als habe er sich in einer Mondlandschaft verirrt. One Song beginnt mit einem schönen psychedelischen Dröhnen, zieht das Tempo an und lässt erstmals etwas mehr Licht in Fortune, Shelter, Love And Cure. „I wanna be with you“, singt Tobias Feltes – aber er singt es so, als gebe es da gar kein Gegenüber, als würde es ihn beinahe schon trösten, dass er es laut aussprechen kann, immer wieder. Ein ganz ähnlicher Effekt stellt sich später in Blue Phoenix Tree ein, diesmal allerdings mit der noch offenherzigeren Zeile „I love you“.
Ganz am Ende steht Earth, Over (schon wieder so ein maximal bedeutsamer Titel), mit verfremdeter Stimme, Space Odyssey-Feeling und Pink-Floyd-Komplexität. Zum Abschluss eines spannenden, sehr eigenständigen Debütalbums zeigt der Track, wie Suns Of Thyme sich offensichtlich am wohlsten fühlen: Im Ungefähren.
Psychedelik! Und damit ist im Video zu Soma nicht nur der Hut gemeint.
httpv://www.youtube.com/watch?v=1mrqku_EkdY