Künstler | The Boxer Rebellion | |
Album | Ocean By Ocean | |
Label | Kobalt | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
Es hat wieder nicht geklappt. Platz 89 in den UK-Charts erreicht Ocean By Ocean, das gestern erschienene fünfte Album von The Boxer Rebellion. Es ist der erste Longplayer des Quartetts aus London, der schlechter platziert ist als sein Vorgänger. Die Sache mit dem ganz großen Durchbruch dürfte sich für Sänger Nathan Nicholson und seine Mitstreiter Adam Harrison (Bass), Piers Hewlett (Schlagzeug) und Andrew Smith (Gitarre, er hat das Gründungsmitglied Todd Howe ersetzt) auch diesmal schon erledigt haben.
Es ist nicht so, dass The Boxer Rebellion es in den 15 Jahren seit ihrer Gründung nicht versucht hätten. „We have spent a lot of time chasing dangling carrots“, sagt Nathan Nicholson mit einer Mischung aus Schmunzeln und Bedauern. Alan McGee hat die Band einst unter Vertrag genommen, Apple hat einen ihrer Songs zur iTunes-Single der Woche gemacht, Ethan Johns (Kings Of Leon, The Vaccines) hat sie produziert, sogar im Studio von Peter Gabriel.
Man merkt die Sehnsucht nach dem einen Hit, der alles verändern kann, auch Ocean By Ocean an. Zum Auftakt will in Weapon alles glänzen und plakativ sein. Redemption beginnt akustisch und endet theatralisch, Firework setzt auf etwas Pathos à la The Gaslight Anthem. Die Single Big Ideas könnte zu U2 passen. Bezeichnenderweise handelt sie von verpassten Chancen, wie Nathan Nicholson erzählt: „It’s about meeting someone special but at the wrong time in your life. You feel lucky to have met them but also, because of the bad timing, like you have the very worst kind of luck.”
Dass all das sehr anständig ist, aber nicht recht abheben will, hat mehrere Gründe. Zum einen weisen die Songs auf Ocean By Ocean ein beträchtliches Qualitätsgefälle auf. Zum anderen können sich viele Lieder nicht entscheiden, was sie sein wollen. In Let’s Disappear beispielsweise scheint der Gesang mit einer Extraportion Leidenschaft gegen den leicht septischen Sound ankämpfen zu wollen. The Fog I Was Lost In hat – wie etliche Tracks – ein paar Elemente, die für Spannung sorgen wollen (wie die Trommelwirbel), und ein paar, die zu beschwichtigen scheinen (wie der Gesang). In Keep Me Close und auch an anderen Stellen kommt dem Bass die Aufgabe zu, den Laden zwischen Synthieflächen und komplexen Beats zusammenzuhalten.
Am besten gelingen bezeichnenderweise Songs wie Let It Go, das einfach nur eine Ballade sein will – und dieses Ziel auf sehr hübsche Weise erreicht. Auch You Can Love Me gehört zu den stärkeren Momenten, zeigt aber zugleich das Manko der Boxer Rebellion: Das ist nett, aber nicht besonders.
“We’ve always believed in our music and that’s what has kept us together all these years”, sagt Drummer Piers Hewlett. “There were times when we did well and got a lot of attention, and then there were the wilderness years, but we just kept at it because we knew we were onto something.” Man kann dieses Durchhaltevermögen natürlich bewundern. Aber dem Traum davon, es ähnlich wie Elbow oder The National mit purer Konstanz und Ausdauer ganz nach oben zu schaffen, sind The Boxer Rebellion mit Ocean By Ocean nicht näher gekommen.