Künstler | The Gotobeds | |
Album | Blood // Sugar // Secs // Traffic | |
Label | Sub Pop | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
“Every band is trying to incorporate too much shit, so we just made sounds that we all loved”, hat Hazy Lazer, Sänger und Gitarrist der Gotobeds, über das 2014 erschienene Debüt Poor People Are Revolting gesagt. Am Freitag legt die Band aus Pittsburgh, PA, ihr zweites Album nach und verfolgt genau dasselbe Credo.
Es wird viel experimentiert auf Blood // Sugar // Secs // Traffic, ohne dass das Werk jemals überambitioniert klingen könnte. Man hört dem 2009 gegründeten Quartett an, wie schlau es vorgeht, um im richtigen Moment im perfekten Maße dumm zu klingen.
Anders als beim Debüt ist diesmal nicht alles innerhalb eines Tages aufgenommen worden, diese zusätzliche Produktionszeit sorgt vor allem für ein größeres Maß an Vielfalt. Das rasante Manifest setzt einen Billig-Synthesizer ein, in Glass House ist ein kleines bisschen Klavier zu erkennen. Brass Not Rash bekommt durch die Leadgitarre von Eli Kasan etwas kaputten, chaotischen Pop-Appeal im Sinne von Art Brut. Red Alphabet wird luftig und reduziert, vielleicht um einen noch klareren Blick in die offene Wunde zu ermöglichen, die hier eindeutig besungen wird.
Im Kern ist das aber noch immer der Sound der Garage. Ganz vieles ist erlaubt bei den Gotobeds, solange es sich von Gitarrenlärm begleiten lässt. Als “a mish-mash of DIY/Punk/Post-Punk/Indie sounds ala The Fall, early Pavement, Wire, Wipers, Mission of Burma, Sonic Youth, Total Control, Tyvek, Protomartyr, etc.” hat Hazy Lazer den Sound seiner Band beschrieben, die beispielsweise schon mit Total Control, Tyvek und den Replacements auf einer Bühne gestanden hat.
Im Auftakt Real Maths/Too Much ist seine Stimme sofort am Rande des Wahnsinns wie etwa die von Frank Black oder David Byrne, die Musik marschiert derweil in die Nähe der Buzzcocks. Bodies könnte man für stoisch halten, dabei ist es bloß hochgradig entschlossen. Cold Gold (LAs Alright) wird etwas plakativer, im Gegenzug aber auch noch etwas zynischer.
Zwei Gastauftritte hat Blood // Sugar // Secs // Traffic auch zu bieten. In Rope sorgt Tim Midyett (Silkworm, Bottomless Pit, Mint Mile) für eine sehr interessante zweite Stimme, die lange Instrumentalpassage zeigt allerdings: Das Interesse an Sound ist bei den Gotobeds größer als das Interesse an Songs. Why’d You (mit einem Gastauftritt von Protomartyr) lässt die Vermutung aufkommen, dass wahrscheinlich noch nie jemand das Wort „transaction“ so biestig betont hat.
Crisis Time ist typisch für dieses Album, nämlich ein Song wie Schwefelsäure. Auch der starke Schlusspunkt Amazing Supermarkets, der an eine neurotische Version von The Clash denken lässt, macht deutlich, wofür die Gotobeds in bester Manier stehen: Punk, aber durch sehr viele Generationen, Sounds und Genres gefiltert.
The Gotobeds mögen Gitarrenlärm. Und Splitscreens, zeigt das Video zu Cold Gold.
https://www.youtube.com/watch?v=YctA9mUMw8s