Künstler | The Great Faults | |
Album | Trust Me | |
Label | Supermusic | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Dass man die Heimat im Herzen trägt, wie das Sprichwort es besagt, kann ja zweierlei bedeuten. Erstens: Man nimmt die Erinnerung an die Gegend, in der man aufgewachsen ist, überall mit hin – egal, in welcher Ecke der Welt man landet. Zweitens: Man hat zwar einen Wohnort im Pass stehen (meinetwegen: Mühlheim an der Ruhr), ist geistig aber schon sein ganzes Leben lang ganz woanders zuhause.
So ist es bei The Great Faults, die mit Trust Me gerade ihr zweites Album veröffentlicht haben. Schlagzeuger Johannes Woodrow Wagner und Sänger/Gitarrist Martin Arlo Kroll kommen aus der Helge-Schneider-Stadt. Aber ihre Musik könnte kaum amerikanischer sein.
Der erste Track World Goes By bietet sowohl Kings-Of-Leon-Triebhaftigkeit als auch Tom-Petty-Gelassenheit. Golden wird ein Blues mit unterschwelliger Spannung. Das wunderbare Simple zeigt mit seinem feinen Groove, wie die Strokes geklungen hätten, wären sie auf dem Land aufgewachsen. Und Losing Time erweist sich als einer dieser Fälle, in denen ausgerechnet ein riesiges Maß an Emotionalität extrem cool wirkt.
Die Amerika-Sache scheint The Great Faults in gewisser Hinsicht übrigens wirklich in den Genen zu liegen. Denn beide Bandmitglieder des Duos haben ihren Mittelnamen der Vorliebe ihrer Eltern für die Guthries (Woody und Arlo) zu verdanken. Trust Me wiederum hat einen großen Teil seiner Qualität der Unbedingtheit zu verdanken, mit der die beiden ihren Rock-mit-allerlei-Ausflügen-Sound betreiben. Martin Arlo Kroll klingt wie jemand, der sich vom ersten Taschengeld eine Gitarre kauft, vom ersten selbst verdienten Geld dann noch eine Gitarre und vom Geld, das er beim Tod seiner Oma geerbt hat, noch eine Gitarre. Und für Johannes Woodrow Wagner dürften Songs wie Hope, die alle Schlagzeug-Finessen vom Uhrzeiger-Takt bis zu mitreißenden Wirbeln vereinen, einem feuchten Traum gleichkommen.
Die größte Stärke von The Great Faults ist allerdings ihre Fähigkeit zur Konzentration. Das großartige SVO SO zeigt das exemplarisch: Es gibt viele bekannte Zutaten, aber sie sind perfekt dosiert. Auch I Promise lässt alles Unnötige weg und wird zur puren Rock-Essenz. In keinem Moment ist das innovativ mit Blick auf das Genre. Kreativität gibt es trotzdem reichlich auf Trust Me, und zwar da, wo sie hingehört: innerhalb der Songs.