Künstler | Diverse |
Album | The Great Gatsby Soundtrack |
Label | Interscope |
Erscheinungsjahr | 2013 |
Bewertung |
Jay-Z und Jay Gatsby haben neben dem Vornamen noch (mindestens) eine Sache gemeinsam: Wenn sie zu einer Party einladen, dann kommen alle, die gerade schick und angesagt sind. Jay Gatsby ist die Titelfigur im Roman von F. Scott Fitzgerald, den Baz Luhrmann nun mit Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire in den Hauptrollen neu verfilmt hat. Er ist ein steinreicher Typ, von dem niemand so recht weiß, wer er ist und woher sein Geld kommt, der aber rauschende Feste in seinem Garten schmeißt. Jay-Z ist der König des HipHop, unantast- und anscheinend unfehlbar.
Das beweist er auch mit dem Soundtrack zu The Great Gatsby, dessen Tracks er gemeinsam mit Regisseur Luhrmann ausgewählt und produziert hat. Es gibt reichlich Stars, viel Glamour und exzellenten Geschmack. Jay-Z hat gerufen, und alle sind gekommen.
Ganz unbescheiden setzt Jay-Z seinen eigenen Beitrag an den Beginn. 100$ Bills ist aggressiv, aber nicht plump, und samplet ein paar Dialoge aus dem Film, was zu einer geheimnisvollen Grundstimmung beiträgt. Danach darf seine Gattin ran: Gemeinsam mit André 3000 (Outkast) legt Beyoncé eine erstaunliche Coverversion von Amy Winehouses Back To Black vor. Das Tempo wird verschleppt, die Stimmung wird düster – diese Adaption schmeichelt La Winehouse genau wie den beiden neuen Interpreten.
Der Soundtrack hat noch mehr Überraschungen zu bieten: Mit Bang Bang führt Will.I.Am (Black Eyed Peas) tatsächlich HipHop und Charleston zusammen, inklusive Scat-Einlage. Bryan Ferry liefert Love Is The Drug diesmal nicht wie auf seinem jüngsten Jazz-Album als zahmes Instrumental ab, sondern zackig und mit Gesang und beweist, dass das Lied auch in diesem Klanggewand hitzig und verführerisch sein kann. Coco O. baut Where The Wind Blows rund um ein uraltes Klavier auf (es ist wirklich uralt, nämlich ein Sample aus dem Jahr 1928), lässt den Track ein wenig putzig und dank ihrer Stimme zugleich reif klingen. Jack White, ein nahe liegender Kandidat bei einer Reise in die Vergangenheit, nimmt sich des U2-Songs Love Is Blindness an – so modern hat der Ex-White-Stripes-Mann selten geklungen.
Nur eine handvoll Tracks kann nicht das Qualitätslevel halten, das den Great Gatsby Soundtrack ansonsten prägt. Fergie, Q-Tip und Coonrock versuchen mit A Little Party Never Killed Nobody (All We’ve Got), David Guetta in die Roaring Twenties zu verfrachten, wo er eindeutig nicht hingehört. Hearts A Mess von Gotye ist zugegebenermaßen einfallsreich, aber letztlich nichtssagend. Auch Into The Past von Nero gerät nur halbwegs spannend.
Dem stehen viele exklusive, bis dato größtenteils unveröffentlichte Tracks und etliche Highlights gegenüber wie Young And Beautiful, die neue Single von Lana Del Rey. „Will you still love me when I’m no longer young and beautiful“, versucht sie immer wieder sehr eindringlich in Erfahrung zu bringen, und ihre Stimme ist wie gemacht für dieses Ambiente. Ein Erlebnis ist auch Crazy In Love. Den Beyoncé-Feger interpretieren Emeli Sandé und das Bryan Ferry Orchestra hier als Ragtime, das klingt völlig irre, aber nicht nach Klamauk – ein Beweis dafür, wie stark das Original ist.
The XX sind auf Together so einmalig, intensiv und unverkennbar wie immer. Wenn Oliver Sim und Romy Madley Croft zusammen das Wort „together“ singen, ist das ein sagenhafter Moment. Nahe ran kommt auch Sia mit Kill And Run. Nach all diesen Experimenten und all dieser Opulenz setzt sie einen erstaunlich reduzierten und intimen Schlusspunkt für diesen Soundtrack. Die Klavierballade steckt voller Verzweiflung, Reue und Ohnmacht. Sie drückt genau das aus, was F. Scott Fitzgerald in seinem Roman auch umschrieben hat: „The loneliest moment in someone’s life is when they are watching their whole world fall apart, and all they can do is stare blankly.”
Der Trailer zum Film:
httpv://www.youtube.com/watch?v=sN183rJltNM