Künstler | The Phoenix Foundation | |
Album | Give Up Your Dreams | |
Label | Memphis Industries | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Bewertung |
Wer sich von seinen Träumen trennt, wird zwar „weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben“, hat Mark Twain einmal gesagt. The Phoenix Foundation sehen das ganz anders. Give Up Your Dreams, fordern die Neuseeländer auf ihrem gestern erschienenen sechsten Album. Dabei haben sie ihre ganz eigene Interpretation. “Give Up Your Dreams could sound like a defeat but it represents something quite defiant, joyous and celebratory”, sagt Samuel Scott, einer der beiden Frontmänner. “It’s a mantra about letting go, worrying less, and enjoying your reality instead of always wanting more.”
Wie das gemeint ist, zeigt der pulsierende Titelsong: „I’m a loser, I’m losing my belief“, heißt es – und das klingt kein bisschen nach Verlust. Später wiederholt eine gesprochene Passage die eindringliche Warnung vor jeder Art von übertriebener Hoffnung, Fantasie oder Romantik.
Sie selbst gehen mit gutem Beispiel voran beim Leben im Hier und Jetzt. Nach dem Erfolg der Vorgänger Buffalo (2011) und Fandango (2013) haben The Phoenix Foundation diesmal die maximale künstlerische Freiheit genossen und das Album im eigenen Studio selbst produziert. Dabei herausgekommen ist so etwas wie eine Neuerfindung der Band. “I was convinced we had to have a different sounding record. So we completely removed any trace of a acoustic guitar”, sagt Samuel Scott. “It was important to leave room for the band to take it somewhere else and make way for a new vitality.” Sein Co-Frontmann Lukasz Buda stimmt ein: “After 15 years together, this album feels like a total rebirth to us. Its uplifting feel comes as an act of defiance against all our fears in life.”
Die wichtigste Kraft bei The Phoenix Foundation ist diesmal der Rhythmus, was eine Menge mit dem neu hinzugekommenen Schlagzeuger Chris O’Connor zu tun hat. Eines der ersten Geräusche, die man auf Give Up Your Dreams hören kann, sind Bongos. Eines der letzten Geräusche ist ein Drumcomputer. Und auch dazwischen setzt der Rhythmus immer wieder Akzente: Prawn klingt, als spiele Tom Callwood tatsächlich gleich zwei Bassgitarren gleichzeitig. Silent Orb ist lateinamerikanisch, in Playing Dead klingt der Beat wie der Sound, den eine Klasse von Schreibmaschinenschülern im Jahr 1953 gemacht haben dürfte.
Gerne sind die Sounds utopisch, es gibt reichlich Effekte und in den Themen der Songs ein erstaunlich weites Spektrum. Natürlich darf man da die Flaming Lips als Bezugspunkt nehmen, auch MGMT (etwa in Celestial Bodies) sind ein nicht ganz unpassender Vergleich. Der Höhepunkt ist, neben dem Titelsong, das enorm lebendige (und grandios betitelte) Bob Lennon John Dylan.
Give Up Your Dreams sei “a fabulous meld of power pop, electronica and west coast harmony”, hat der NME geschrieben. Man kann sich nur anschließen und feststellen: Es braucht gar keine Träume, wenn es im Hier und Jetzt solche Bands wie The Phoenix Foundation gibt.