Künstler | The Scenes | |
Album | Sex, Drugs And Modern Art | |
Label | BB Island | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
Angeblich ist dies ein reduziertes Album. Quasi Punkrock, für die Verhältnisse von The Scenes. Nach den ersten beiden Platten Images Of Animals Crying In Public (2013) und Beige (2015) wollte es das Sextett aus Finnland diesmal eine Nummer kleiner angehen lassen. Weniger Komplexität, weniger Kontext. „We didn’t try to be artistic for the sake of being artistic: We wanted to make good songs based on two or three chords, and that was challenging and very inspirational indeed”, umschreibt die Band ihre Erfahrung mit dem übermorgen bei uns erscheinenden Werk.
Das Ergebnis ist eine Platte namens Sex, Drugs And Modern Art, zu den darauf behandelten Sujets gehören unterkomplexe Themenbereiche wie Quantenphysik, Neurosen und Phobien. Die Lieder tragen blasierte Titel wie Despair Of Zeitgeist (das schon vor 20 Jahren unmodern und überambitioniert gewesen wäre), Louis Wain (das eine pompös-kitschige Ballade wird) und Amusing Notes For Cynics (das wie eine geschmacksbefreite Variante von Suede wirkt). Und das Ergebnis ist schockierend unoriginell für eine Band, die sich offensichtlich so sagenhaft clever findet.
The Scenes können hyperaktiv und durcheinander sein wie in Fainting Clerks. Manchmal wollen sie rabaukig und schnell à la The Hives daherkommen wie in Hypermobility, mal werden Placebo als Paten herangezogen (Petals). Die Strophe von Death Of A Common lehnt sich nicht nur am Black Rebel Motorcycle Club an, sondern frisst ihn gleich auf, der folgende Refrain ist pures Chaos im schlechtesten Sinne. Der Rausschmeißer Absolution, Please soll wohl Glam sein, der Auftakt Catch-22 ist gespielt aggressiv wie man das von Kasabian kennt. Mit Always Lie About Your Childhood gibt es immerhin noch eine okaye Ballade.
Gitarrist Miki Liukkonen ist im Nebenberuf Dichter und Schriftsteller. Konsta Koivisto, der Sänger der Scenes, malt auch, er hat zudem das Cover von Sex, Drugs And Modern Art gestaltet. Im Booklet zitiert die Band Literaturnobelpreisträger Saul Bellow, im Pressetext muss Leonard Cohen herhalten. Bei diesen Koordinaten dürfte es schwer werden, in diesem noch jungen Jahr ein noch besseres Beispiel für grandiose Selbstüberschätzung als The Scenes zu finden. Die Texte kommen eindeutig von jemandem, der zu viele Bücher gelesen und zu wenige davon verstanden hat. Und die Musik ist unsagbar anstrengend.