Künstler | The Skull Defekts | |
Album | Dances In Dreams Of The Known Unknown | |
Label | Thrill Jockey | |
Erscheinungsjahr | 2014 | |
Bewertung |
Als das bisher zugänglichste Werk der Skull Defekts bezeichnet ihre Plattenfirma das neue Album des schwedischen Quintetts. Das ist in zweierlei Hinsicht erstaunlich. Erstens: Daniel Fagerström (Gitarren und Synthies), Jean-Louis Huhta (Percussions und Elektronik), Joachim Nordwall (Gitarre), Henrik Rylander (Schlagzeug) und Sänger Daniel Higgs (ehemals bei Lungfish) waren fest entschlossen, möglichst viel zu experimentieren, als sie im vergangenen Frühjahr ins Studio gingen. Sie hatten nichts vorbereitet als ein paar Riffs und wollten sich selbst überraschen lassen, was daraus wird. Zweitens: Dances In Dreams Of The Known Unknown ist immer noch verdammt abgefahren. Die Musik der Skull Defekts ist auch hier so nahe an dem Begriff „zugänglich“ wie Rihanna am Ehrenvorsitz bei der Keuschheitsvereinigung „True Love Waits“.
Das Rezept dieses Albums lässt sich ziemlich leicht auf den Punkt bringen: Die meisten Songs klingen, als bekriegten sich ein Drumcomputer der Marke „Gary Glitter“ mit Gitarren aus dem Hause Marilyn Manson und einem Gesang, der Andrew Eldritch von Sister Of Mercy oder Phillip Boa neidisch machen würde. In Pattern Of Thoughts gleich zu Beginn klingt jeder Gitarrenakkord so mächtig wie ein Glockenschlag in Notre-Dame, bei Venom kann man sich lebhaft vorstellen, wie The Skull Defekts (und ihr Publikum) beim Spielen mit jeder Sekunde dem Wahnsinn ein Stückchen näher kommen. Am Ende des Albums wird in Cyborganization eben diese Wortschöpfung wie ein Mantra wiederholt, als einziges Wort, fast sieben Minuten lang.
Dances In Dreams Of The Known Unknown bietet genug Variation inmitten dieses Infernos (Little Treasure überrascht mit Bongos, im etwas ruhigeren Awaking Dream bilden Synthieflächen die Leinwand, die Gitarre den Rahmen und der Gesang das Kunstwerk), weiß aber auch sehr genau um die Kraft der Wiederholung. Das Album-Herzstück The Known Unknown mit der bedrohlichen Zeile “This is in short / the end of a man / the man that was me“ macht das sehr deutlich. Auch The Fable kann gar nicht genug bekommen von seinem eigenen Riff.
Die Zutaten sind bei The Skull Defekt, abgesehen von den assoziativen Texten von Daniel Higgs, sehr konventionell, aber das Ergebnis ist höchst außergewöhnlich. Das Progressive liegt bei ihnen vor allem in der Unbedingtheit, in der diese Musik anders, verstörend und eiskalt sein will. King Of Misinformation ist vielleicht das beste Beispiel dafür, quasi ein Prototyp für den Sound dieses Albums: So muss die Musik klingen, die beim Jüngsten Gericht gespielt wird.
Eine knappe Stunde Wahnsinn: The Skull Defekts live in New York.
httpv://www.youtube.com/watch?v=m9ZthHolIeA