Künstler | The Weeknd |
Album | Kiss Land |
Label | Universal |
Erscheinungsjahr | 2013 |
Bewertung |
„Comedown Soul“ nennt Abel Tesfaye alias The Weeknd seinen Sound. Ich nenne es: die langweiligste Musik der Welt.
Natürlich gibt es auf Kiss Land, das der Mann aus Toronto als sein „erstes richtiges Album“ betrachtet, schicke Hochglanz-Songs fürs Schlafzimmer, viel Falsett und Säuseln. Aber es gibt keinen einzigen Moment, der nach aufrichtigen Gefühlen klingt (oder gar nach Spaß). Der wichtigste Effekt von Kiss Land: Das Album zeigt, wie öde Michael Jackson gewesen wäre, wenn er nicht hätte tanzen können.
Der Rausschmeißer Tears In The Rain ist einfach bloß ein ewig langes, wehleidiges Gejaule, Live For (mit einem Gastauftritt von Drake, der The Weeknd einst bei Twitter gehypt hat und damit der Karriere von Tesfaye den Kickstart verpasst hat) hat keinen Inhalt, sondern nur Theatralik. „It’s the shit that I live for“, heißt die zentrale Zeile, aber worum es sich bei diesem Scheiß handeln soll, wird nicht einmal angedeutet. Auch The Town ist ein Track mit viel Pose und ohne Emotionen. „This ain’t nothing to relate to“, heißt es bezeichnenderweise im Titelsong (mit einem Sebastien-Tellier-Sample).
Das ist letztlich auch kein Wunder: Jemand, der sich den ganzen Tag den Kopf über Sounds und Produktionstechniken zerbricht, kann nicht viel zu erzählen haben, über keine allzu interessante Gefühlswelt verfügen und auch kaum als Identifikationsfigur taugen. „Ich habe bis zu meinem 21. Lebensjahr kein einziges Mal meine Heimatstadt Toronto verlassen“, sagt Abel Tesfaye, als wolle er seinen begrenzten Horizont noch bestätigen. „Trilogy handelte dementsprechend nur davon, was ich mir in den eigenen vier Wänden ausgemalt habe. Auf Kiss Land setze ich diesen Ansatz fort, beziehe nun aber auch die ganzen Erfahrungen mit ein, die ich seither überall in der Welt gesammelt habe.“
Professional, der erste Track auf Kiss Land, ist gleich typisch für diese Platte: Die Struktur ist interessant, aber man hört zu deutlich, dass hier alles im Reißbrett entstanden ist. In Love In The Sky fleht der Beat förmlich: „Guck mal, wie ausgetüftelt und zugleich minimalistisch ich bin!“, und Tesfaye wiederholt dazu ausgerechnet die Zeile „How does it feel?“ In Bob Dylans Like A Rolling Stone waren diese Worte ein Aufschrei, hier klingt es, als hätten sie überhaupt keinen Inhalt, sondern seien bloß Melodiebeiwerk. Pretty ist einer von mehreren Tracks, die auf mächtige Phil-Collins-Drums setzen, aber trotzdem dahinplätschern.
Einzig Wanderlust ist ein Lichtblick: Das ist endlich mal ein Lied, das nicht nach Laptop und Kopfgeburt klingt, sondern nach Leben und Tanzfläche. Der Rest ist interessant allenfalls auf einer sehr oberflächlichen, technischen Ebene. Wenn man nicht gerade ein gesteigertes Interesse für Studiotüftelei mitbringt, dann ist das völlig belanglos, unsexy und einschläfernd.
Wer unbedingt will: Das ganze Album von The Weeknd.
httpv://www.youtube.com/watch?v=8NwUdYCuSsQ