Künstler | Trans Am | |
Album | Volume X | |
Label | Thrill Jockey | |
Erscheinungsjahr | 2014 | |
Bewertung |
In vielen kleinen Etappen haben Trans Am ihr zehntes Album aufgenommen, verteilt über einen Zeitraum von drei Jahren. Vielleicht liegt darin der Grund, warum Volume X so misslungen ist: Die Platte klingt wie eine wahllose Ansammlung von Liedern, in den schlimmsten Fällen klingen auch die Lieder selbst wie eine wahllose Ansammlung von Tönen.
Natürlich hat das Trio nach 25 Karrierejahren mehr als beeindruckendes Handwerkszeug vorzuweisen. Doch auf Volume X wirken Phil Manley, Nathan Means und Sebastian Thomson wie Beavis & Butthead, die aus Versehen in einem gut ausgestatteten Aufnahmestudio gelandet sind. „Los, wir machen ein Lied mit spinnerten Seventies-Synthies, huh huh!“ (Reevaluations). „Ey, Alter, wie wär’s mit Speed Metal, huh huh?“ (Backlash). „Guck mal, ich habe was gefunden, das wie Muse beim Kaffeekränzchen klingt!“ (Megastorm). „Voll krass, wir tun mal so, als wären wir die Flaming Lips, die sich vollends in Cyborgs verwandelt haben!“ (K Street). So geht es weiter. Das Problem dabei lautet: Trans Am liefern hier Musik, die für Musiker interessant ist, vielleicht auch noch für Blogger. Aber die den Hörer nur ratlos zurücklassen kann.
Zu den wenigen gelungenen Momenten gehört Ice Fortress (instrumental und interessant), im ebenfalls textlosen Rausschmeißer Insufficiently Breathless glaubt man erst, man habe sich in John Lennons Mother verirrt, bevor es halbwegs mellow-reizvoll wird. Der Vergleich mit Kraftwerk wird oft heraufbeschworen, aber selten war er so zutreffend wie bei einem Track wie Night Shift. Am besten wird ausgerechnet die Keyboard-Kitsch-Ballade I’ll Never, die eine befremdliche Schönheit entwickelt und eine richtig gute Melodie zu bieten hat, das alles aber vollkommen wissentlich in den geschmacklosesten Effekten der letzten 40 Jahre ertränkt.
Natürlich ist nichts gegen Eklektizismus zu sagen. Natürlich war der Wille, sich über Konventionen hinweg zu setzen, schon immer ein wichtiges Element bei Trans Am. Natürlich ist Sebastian Thomson noch immer ein beeindruckend mächtiger Schlagzeuger, wie er etwa in Failure beweist und im Opener Anthropocene, in dem seine Drums ebenso wie der Bass wie Vorboten des Jüngsten Gerichts klingen, gerade sein kreatives Spiel aber dafür sorgt, dass der Track bei aller Wucht nicht monoton oder stumpfsinnig wird. Aber Volume X will leider immer bloß schräg, cool und beeindruckend sein und vergisst, die Möglichkeit eines emotionalen Zugangs zuzulassen oder gar aktiv anzubieten. Egal, wie oft man das Album hört, die Frage bleibt: Wo ist der Sinn, die Kunst, irgendetwas, das als Brücke zu dieser Musik dienen könnte?
Trans Am live in Kansas, zum Release des neuen Albums.
httpv://www.youtube.com/watch?v=fEeIanDPcT0