Künstler | Tusks | |
EP | False | |
Label | One Little Indian | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Bewertung |
Man könnte Emily Underhill alias Tusks für langsam halten. Schon 2014 hat sie mit ihrer EP Ink für einige Aufmerksamkeit gesorgt (“Ich liebe es, so gut!”, schwärmte etwa Annie Mac im BBC Radio 1). Seitdem tüftelt sie an neuen Songs, und jetzt gibt es endlich einen Nachfolger: Allerdings sind auf der EP False gerade einmal vier Songs enthalten.
Natürlich liegt das nicht (nur) am Arbeitstempo der Engländerin, sondern an der Aufmerksamkeit, die sie noch dem kleinsten Detail schenkt. Da ist die Band, der sie ihren Künstlernamen zu verdanken hat, Fleetwood Mac, ein passendes Vorbild. “Der Titel des Albums Tusk ist bei mir irgendwie hängen geblieben, als ich nach einem Namen für meine musikalischen Projekte suchte”, erklärt sie diese Wahl.
Wie bei Fleetwood Mac geht es auch bei Tusks um ein fein austariertes Spiel aus exzellenter Produktion, originellen Songs und einer sehr besonderen Stimme, dabei sind alle vier Tracks in Eigenproduktion entstanden. Im Auftakt For You gibt es Klavier und nur den Hauch eines Beats, das Ergebnis wirkt fast wie ein Instrumental, weil Emily Underhill ihre Stimme eher lautmalerisch einsetzt. Man kann mindestens drei der wichtigsten Einflüsse, die sie für diese EP benannt hat (James Blake, Daughter, Sigur Ros, Bonobo, Bon Iver und Nils Frahm) tatsächlich heraushören. Das gilt auch in Ivy: Dieser Efeu kann giftig und verführerisch sein, und diese Zwiespältigkeit hört man dem Track an.
„Now I’m torn“, singt sie zum Abschluss in Torn, nicht trotzig wie einst Natalie Imbruglia, sondern völlig ausgelaugt und um so erschütternder. Die zentrale Zeile im Titelsong False heißt „I still believe“, sie wird wiederholt wie ein Mantra, das den Song begleitet, während er von fast lautlos hin zu spannend, sogar dramatisch anwächst. ”Ich habe das Lied schon vor einer ganzen Weile geschrieben – es geht darum, jemanden von ganzem Herzen zu lieben, und zugleich zu realisieren, dass man diese Person gar nicht mehr richtig kennt. Aber dennoch ändert dieser Wandel nichts an dieser unbestreitbaren Verbindung”, erklärt Tusks.
Die Strategie, ihren sehr besonderen, äußerst atmosphärischen Sound erneut im EP-Format zu präsentieren, geht auf: Am Ende von False will man gerne mehr, und Tusks kündigt zwar keinen Zeitpunkt, aber doch eine verheißungsvolle Weiterentwicklung an: “Im Moment fühlt es sich so an, als ob jeder Song unterschiedliche Genres erforscht. Das macht es für mich so interessant. Ich glaube, dass ich meinen ganz eigenen Sound noch immer nicht gefunden habe.“