Künstler | Waaktaar & Zoë | |
Album | World Of Trouble | |
Label | Drabant Music | |
Erscheinungsjahr | 2017 | |
Bewertung |
Man könnte meinen, Pål Waaktaar bekomme den Hals nicht voll. Als Gitarrist von a-ha hat er fast all deren Hits geschrieben oder mitgeschrieben und blickt auf 80 Millionen verkaufte Tonträger zurück. Nach dem Comeback seiner Band zum 30. Jubiläum vor zwei Jahren und den mittelprächtigen Verkaufszahlen (und enttäuschenden Kritiken) zu deren letztem Album Cast In Steel könnte er sich eigentlich zur Ruhe setzen. Aber er macht immer weiter und hat nun wieder ein neues Projekt am Start.
Das Zustandekommen von Waaktaar & Zoë zeigt allerdings bereits, dass beim 55-jährigen Norweger nicht Gier auf Erfolg der Antrieb ist (zum Beweis: der Mann hat nicht einmal eine eigene Website), sondern tatsächliche Leidenschaft für die Musik. Im Nebenprojekt Weathervane spielt Waaktaar zusammen mit dem Amerikaner Jimmy Gnecco. Als er in diesem Kontext die Stimme von dessen 20-jähriger Tochter Zoë Aphrodite Gnecco hörte, beschloss er, ein paar Songs mit ihr zu machen. Das Ergebnis ist World Of Trouble.
Auffällig ist dabei zunächst, wie unauffällig die Stimme von Zoë ist. Sie protzt nicht mit mehreren Oktaven, quietscht nicht aggressiv und stellt nicht ihr Lungenvolumen zur Schau wie viele andere junge Popsängerinnen. Vielmehr fügt sie sich fast defensiv in die Atmosphäre der Lieder ein. Wenn sie etwa im Titelsong „I’m in a world of trouble“ singt, dann erscheint ihre Stimme wie gemacht für diese Zeile. Auch im gelungenen Album-Schlusspunkt The Sequoia Has Fallen kommt ihr Gesang gut zur Geltung, im trägen Laundromat wirkt ihre Erkenntnis „Love is a wonderful thing“ fast gelangweilt.
Als Bezugspunkt (mehr für den Gesang als für die Kompositionen) könnte man vielleicht Avril Lavigne heranführen, in Mammoth scheinen eher die Cranberries Pate gestanden zu haben. They To Me And I To Them erinnert an einen besonders schwermütigen Moment von Sheryl Crow und wird zum besten Lied der Platte, auch weil es kein Interesse an Modernismen hat.
Dominiert wird World Of Trouble von Songs wie der Single Tearful Girl. Das Lied ist sphärisch im Gesang, getragen im Tempo und melancholisch in der Atmosphäre, auch der mittelprächtige Text („Here we are / hamsters in a wheel“) ist typisch für das Album. Wenn das Niveau leicht nach unten abfällt, kommen Lieder wie das penetrant gefällige Ancient Arches heraus oder Open Face, das wie die Definition von „gewöhnlich“ klingt. Etwas über dem Durchschnitt der Platte liegen die hübsche Single Beautiful Burnout, in der ausnahmsweise so etwas wie Schwung erkennbar wird, und Winter Wants Me Empty, das zwar ambitioniert ist, als Ausdruck dafür aber bloß die Elemente findet, die Radiohead vor 20 Jahren als modern definiert haben.
Unterm Strich steht ein Album, das nicht katastrophal schlecht ist, aber in erster Linie bloß Handwerk und Konventionelles bietet. Man muss sehr gehässig sein, um darin wirklich einen Angriff auf den guten Geschmack zu entdecken. Aber man muss Pål Waaktaar wahrscheinlich auch so sehr lieben wie Pål Waaktaar die Musik liebt, um World Of Trouble essentiell zu finden.