Künstler | Within Temptation |
Album | Hydra |
Label | BMG |
Erscheinungsjahr | 2014 |
Bewertung |
Auf Platz 4 in Deutschland und Platz 6 in England ist Hydra, das sechste Studioalbum von Within Temptation, gerade in die Charts eingestiegen. Es sind die bisher besten Platzierungen für die Band. Dass die Fans das Septett aus den Niederlanden inniger denn je lieben müssen, beweist auch die Vielzahl der Formate, in denen Hydra erhältlich ist. Neben einer regulären CD gibt es das Werk unter anderem als DOCD Mediabook mit 18 Tracks (vier davon dokumentieren mit Audiokommentar die Entstehung der Stücke) und 100-seitigem Booklet, als Doppel-Vinyl-LP im Gatefoldcover und als Luxus-Box-Set, das neben allerlei Schmankerln auch noch ein aufwendiges Songbook mit den Texten und Noten der Lieder sowie eine CD mit Instrumentalversionen des kompletten Albums und ein Gitarrenplektrum enthält.
Wer dafür eine Käuferschaft ausmacht, der muss von einer wirklich obsessiven Beziehung zwischen Publikum und Band ausgehen. So etwas macht nur Sinn, wenn man Fans hat, die von den Musikern wirklich alles haben wollen. Bei Within Temptation ist das so, und der Grund dafür ist auf Hydra nicht allzu schwer zu finden: Sie vereinen in ihrer Musik effektvoll Gegensätze, das Brachiale von Metal und das Filigrane von Operngesang, das Bedrohliche von harten Gitarren und die Erhabenheit von Orchestersounds. Vor allem aber singen sie immer wieder von der Sehnsucht nach Erlösung, auch auf diesem Album, die sich notfalls auch im Tod erfüllen kann. Das hat für Unheilig ebenso funktioniert wie bei der Twilight-Saga und trifft offensichtlich einen Nerv.
Hydra („Sie ist einfach unbesiegbar – so wie wir!“, erklärt Gitarrist und Songschreiber Robert Westerholt den Albumtitel) wird die Fans glücklich machen: Schon das erste Lied Let Us Burn zeigt mit hartem Riff, üppigen Streichern und einem Schlagzeug, das kaum theatralischer sein könnte, wie sehr Within Temptation ihren Sound mittlerweile perfektioniert haben. Zudem wartet die Platte mit teils überraschenden Gästen auf. An erster Stelle ist das US-Rapper Xzibit zu nennen, der in And We Run zu hören ist. „Xzibit ist unglaublich! Der Song handelt davon, dass man im Jetzt leben soll. Er rappt sich die Seele aus dem Leib, es ist wirklich heavy“, sagt Robert Westerholt über die Paarung, die tatsächlich gut funktioniert.
Howard Jones, ehemals Frontmann der Metalcore-Rabauken von Killswitch Engange, verleiht Dangerous eine Extra-Portion Härte (und Credibility). Tatsächlich werden sowohl der Gitarrensound als auch die Bass Drum extrem heavy, allerdings ist der Refrain arg plump – das würde DJ Bobo auch nicht schlimmer hinbekommen. Auch nicht unbedingt erwartet hätte man ein Gastspiel von Dave Pirner (Soul Asylum) bei Within Temptation, doch er ist nun im Rausschmeißer Whole World Is Watching zu hören. Die Kooperation geht allerdings in die Hose: Mit seinem lahmen Gitarrenpicking fällt das Lied in punkto Dynamik im Vergleich zum Rest des Albums ab, der Sound ist fast kitschig, Pirner klingt zudem wie ein nicht sonderlich motivierter Jon-Bon-Jovi-Imitator.
Zu den besseren Momenten gehört die Ballade Edge Of The World: Das Lied zeigt, dass Within Temptation zuletzt nicht nur Manowar und Hawkind, sondern auch mal Lana Del Rey gehört haben. Covered By Roses könnte man sich, mit etwas weniger Bombast und einem etwas besseren Refrain, durchaus auch von Roxette vorstellen. Dog Days ist in jedem Moment auf den maximalen Effekt aus und weiß auch genau, wie man den erzielt, Tell Me Why verdeutlicht von allen Stücken auf Hydra vielleicht am besten die Grundidee von Within Temptation: prototypischer Metal à la Judas Priest, bei dem der Macho-Shouter aber durch eine Sirene ersetzt wurde, dazu Orchester-Opulenz und Musical-Pathos.
Auf die Habenseite schafft es auch Paradise (What About Us?), die Zusammenarbeit mit Opernsängerin Tarja Turunen. „Die Art und Weise, wie sie diese hohen Melodien sang, verschlug uns die Sprache. Wir hatten eine großartige Zeit zusammen und die Fans nahmen den Song enthusiastischer auf, als wir es jemals erwartet hätten“, schwärmt Sängerin Sharon den Adel über den Song, der ein wenig klingt, als hätte man Bonnie Tyler in einen Metal-Crashkurs gesteckt.
Mit Silver Moonlight gibt es nur einen wirklich schlimmen Ausrutscher. Das Lied klingt, als sei der böse Wolf über ein Lied von Modern Talking hergefallen. Ansonsten bleiben die Stücke meist zumindest erträglich. Das gelingt nicht nur, weil Within Temptation über die nötige musikalische Kompetenz verfügen, um die verschiedenen Genres stilecht zum Leben zu erwecken. Sondern auch, weil sie ihr Metier nicht bierernst betreiben. Die Fotos im Booklet zeigen, wie entspannt die Arbeit im Studio war, und die Bandmitglieder sind sich nicht zu schade für die eine oder andere Grimasse. Das ist ein wohltuender Kontrast zum Pomp und Popanz der Musik.
Der Albumtrailer zu Hydra:
httpv://www.youtube.com/watch?v=sMyF2LvUGuo
Homepage von Within Temptation.