Künstler | Absynthe Minded |
Album | As It Ever Was |
Label | Pias |
Erscheinungsjahr | 2012 |
Bewertung | ***1/2 |
Postrock? Balkanblues? Jazz? Die Musik von Absynthe Minded war bisher nie so recht zu verorten. Jetzt haben die Belgier um Frontmann Bert Ostyn mit As It Ever Was ihr fünftes Album vorgelegt. Und plötzlich kann man diesen Sound mit nur zwei Worten umschreiben: Mando Diao.
Tatsächlich klingt das Quintett nun ziemlich stark nach den Schweden, etwa zur Zeit um Ode To Ochrasy. Das bedeutet: Es gibt hier ganz viel Liebe zur Melodie, einen opulenten Sound mit echten und gerne auch mal ausgefallenen Instrumenten, keine Scheu vor klassischen Rock-Topoi in den Texten und ein etwas seltsames Englisch, wie man das beispielsweise auch von Friska Viljor kennt.
Noch etwas zeichnet As It Ever Was aus: Von Anfang an klingen Absynthe Minded, die seit 2004 zusammen spielen, hier wie eine Band, zwischen deren fünf Mitglieder kein Blatt Papier passt. Im entspannten Auftakt Space darf Jan Duthoy am Klavier ebenso glänzen wie Geiger Renaud Ghilbert. Auch die Rhythmussektion (Sergej Van Bouwel am Kontrabass und Jakob Nachtergaele am Schlagzeug) hat so oft Gelegenheit, ihr Können zu demonstrieren, dass es gar nicht nötig ist, sich in den Vordergrund zu spielen, womöglich gar auf Kosten des Songs. „Uns geht es beim gemeinsamen Arbeiten an Stücken um nichts anderes, als um die Einzigartigkeit derselben“, betont Bert Ostyn und stellt klar: „Alles was wir in ein Lied packen, muss ihm dienlich sein. Das Stück ist der Boss.“
Das merkt man vor allem dem tollen Titelsong aus, der wie eine Autobahnfahrt mit ordentlich überhöhter Geschwindigkeit klingt – aber nicht etwa, weil er auf der Flucht ist, sondern aus schierer Freude am Tempo. Danach wird How Short A Time ein hübsches Lied von Versuchung und Zögern. 24/7 ist famos leidenschaftlich, Picture In A Frame beginnt als klassischer Bluesrock, wird dann nach anderthalb Minuten aber ausgelassen und tröstlich.
Freilich ist auf As It Ever Was auch noch Platz für Experimente wie die arabischen Samples, die in Little Rascal auf einen Joy-Division-Sound treffen, oder die gewagten Taktwechsel in End Of The Line. Verstörende Gitarreneffekte durchziehen das Ende von Fighting Against Time, dezent elektronisch wird You Will Be Mine, sogar nach Musical klingt Crosses kurz vor Schluss, bevor Get Around diese Platte irgendwo zwischen Strand- und Zirkusmusik beschließt.
„Wir haben uns nie Gedanken darüber gemacht, was es denn bedeuten könnte, eine normale Rockband zu sein. Wir machen einfach Musik. Unsere Musik“, sagt Bert Ostyn. Das Motto von Absynthe Minded war bei den Aufnahmesessions in Paris mehr denn je: laissez-faire. „Alles geht, du musst es nur zulassen“, meint Ostyn, „und dieses Zulassen wurde für uns ein unerschöpflicher Quell für unsere Lieder“. In der Tat beweist die Platte, wie gut dieses Konzept funktionieren kann. Egal, wie ungewöhnlich diese Lieder werden, sie bleiben immer überzeugend. As It Ever Was ist nichts weniger als sehr gute Rockmusik, die vor allem deshalb so stark ist, weil sie gar keine Rockmusik sein will.
Absynthe Minded spielen Space live in Brüssel:
httpv://www.youtube.com/watch?v=obAUiV_KaVE