Künstler | Adele | |
Album | 21 | |
Label | XL Recordings | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Lena Meyer-Landrut hat es in diesen Tagen nicht einfach. Bei Unser Star für Deutschland muss sie einen Song-Marathon durchstehen. Parallel kann sie derzeit allerorten lesen, dass ihr Zauber mittlerweile leider verflogen ist. Und Opel muss mit einer Freikartenaktion dafür sorgen, dass die Hallen bei Lenas anstehender Tour halbwegs voll sein werden.
Ein kleines Erfolgserlebnis gab es aber in dieser Woche auch für Lena. 21, das zweite Album von Adele, ist auf Platz 1 der deutschen Charts eingestiegen. Auch die Single Rolling In The Deep steht gerade an der Spitze der Hitparade – seit Lena (mit Satellite und My Cassette Player) hat das niemand mehr geschafft.
Einen Teil dieses Triumphs darf Deutschlands Eurovision-Gewinnerin durchaus für sich verbuchen. Denn als sie bei Unser Star für Oslo vor knapp einem Jahr Adeles My Same gesungen hat, war das definitiv ein Karriere-Boost für die Londonerin. Die hatte damals zwar schon einen Brit-Award und zwei Grammys in der Tasche. In Deutschland hatte sie aber noch keine allzu großen Wellen geschlagen: Ihr Debüt 19 kam gerade bis auf Platz 15 der Charts.
Mit 21 macht Adele nun allerdings deutlich, dass sie derlei Schützenhilfe in Zukunft nicht mehr brauchen wird. Das Album ist ein Soul-Glanzstück, persönlich, vielseitig und in vielen Momenten unwiderstehlich.
Die Single Rolling Down The Deep (geschrieben zusammen mit Paul Epworth) hat einen verführerischen Groove, das Sound-Gewand eines Stax-Klassikers und eine Entschlossenheit in der Stimme, die das gesamte Album auszeichnet. Turning Tables zeigt ein weiteres Grundprinzip von 21: Adele legt hier all ihre Gefühle offen. Wer bei ihr wissen möchte, was sie im Innersten bewegt, braucht nicht ihr Smartphone hacken, sondern einfach diese Platte auflegen. „I deal with things differently now. I’m more patient, more honest, more forgiving and more aware of my own flaws, habits and principles – something that comes with age I think“, sagt die gerade einmal 21-Jährige über ihre Weiterentwicklung seit dem Debüt vor zwei Jahren – und in der Tat klingt 21 in jeder Sekunde derart souverän, dass einem Angst werden kann.
Don’t You Remember ist die Art großer Ballade, von der Whitney Houston wahrscheinlich im Crack-Rausch träumt. Bei One And Only darf Produzent Rick Rubin all seine Motownklassiker-Fantasien ausleben – das Lied braucht ziemlich genau 350 Sekunden, um alle anderen Soulsängerinnen überflüssig zu machen. He Won’t Go setzt auf einen etwas präsenteren Rhythmus und wird dadurch sexy, aber emanzipiert. Take It All und Someone Like You, jeweils nur mit Klavier und Gesang, lassen Adeles Stimme in vollem Glanz erstrahlen.
Das trotzig-heitere I’ll Be Waiting hat eine unverschämte Leichtigkeit und lässt erahnen, wie Lily Allen klingen könnte, wenn sie so viel Gesangstalent hätte. Der Refrain von Rumour Has It ist ein trojanisches Pferd, um damit Drums und einen Backgroundchor ins Formatradio zu schmuggeln, die definitiv nicht von dieser Welt sind.
Der Song macht aber auch deutlich, dass 21 kein perfektes Album ist. Die Cleverness von Rumour Has It ist am Ende einen Tick zu penetrant. Set Fire To The Rain hat ein bisschen etwas von Fließband (kein Wunder: hier war Fraser T. Smith am Werk, der auch schon für Keane, Taio Cruz oder Kylie Minogue gearbeitet hat). Und das Cover von The Cures Lovesong ist zunächst so gewagt wie wirkungsvoll, wird aber leider so sehr in die Länge gezogen, dass es mit seinem Latin-Lounge-Sound letztlich nervt.
Unfehlbarkeit wäre wohl aber auch zu viel verlangt in so jungen Jahren. Davon weiß ja auch Lena ein Lied zu singen.
The Cure sind nicht genug: Auch Bob Dylans Make You Feel My Love macht sich Adele im Handumdrehen zu eigen:
httpv://www.youtube.com/watch?v=0put0_a–Ng
7 Gedanken zu “Adele – „21“”