Air – „Pocket Symphony“

Künstler Air

Mit „Pocket Symphony“ kehren Air zu guter Form zurück.
Album Pocket Symphony
Label EMI
Erscheinungsjahr 2007
Bewertung

Es gibt Tage, da sind einem das Feuer, das Rad und der Buchdruck mit beweglichen Metalllettern scheißegal. Das Telefon und der Presslufthammer können einem dann erst recht gestohlen bleiben. An solchen Tagen ist man sich ganz und gar sicher, was die größte Erfindung der Menschheit ist: Aspirin. An solchen Tagen braucht man Musik, die weich ist, zart und sanft. An solchen Tagen braucht man Air.

In letzter Zeit hatte man Jean Benoit Dunckel und Nikoals Godin fast ein bisschen vergessen. Das lag daran, dass die Franzosen auf der SucheNachDemNeuen zuletzt wiederholt vergessen hatten, ein durchweg gutes Album abzuliefern. Seit dem Soundtrack zu The Virgin Suicides haben sie keine Platte mehr gemacht, die in sich geschlossen war, eine stimmige Atmosphäre und Dramaturgie hatte. Bis jetzt.

Pocket Symphony ist so etwas wie die Rückkehr zu Form. So viel hat sich auf den ersten Blick gar nicht geändert. Nigel Godrich (Godin: „Er ist so cool, dass er glatt Franzose sein könnte.“) saß erneut an den Reglern. Es gibt wieder ein paar Instrumental-Stücke und ein paar Lieder mit handverlesenen Gaststimmen. Und nach wie vor kann niemand Computermusik so analog, warm und sinnlich klingen lassen wie Air.

Ein paar Innovationen gibt es freilich doch. Fernöstliche Elemente und Minimalisten nennen die Künstler neuerdings als Inspiration. Und aus der Arbeit an 5:55, dem Charlotte-Gainsbourg-Album, für das Air die gesamte Musik geschrieben haben, sind zwei alte Freunde übrig geblieben: Jarvis Cocker (Pulp) und Neil Hannon (Divine Comedy) haben in Form ihrer Stimmen und Texte ihre Spuren hinterlassen.

Ihre Beiträge zählen zu den Highlights. Jarvis Cocker wandelt in One Hell Of A Party noch mehr als zuletzt auf den Spuren von Scott Walker, klingt ebenso bedrohlich wie weise. Die Musik hält sich völlig zurück, und dabei wird klar: Niemand kann einen einzelnen Klavier-Akkord derart majestätisch klingen lassen wie Air. Somewhere Between Waking And Sleeping klingt genau wie der Titel das vermuten lässt, und man fragt sich kurz, wie das Meisterwerk Moon Safari überhaupt ohne Neil Hannon auskommen konnte.

Auch das verspielte Once Upon A Time und das wunderhübsche Left Bank hätten dort gut hingepasst. Mer du Japon und der erstaunliche Rausschmeißer Night Sight zeigen hingegen, wie sich das Duo weiterentwickelt hat. Willkommen zurück!

Kein echter Clip, aber ein verdammt feiner Remix von Mer du Japon, den die Teenagers da hingekriegt haben:

httpv://www.youtube.com/watch?v=7kQqg6XsllY&feature=related

Air bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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