Künstler | Albert Hammond Jr |
Album | Yours To Keep |
Label | Rough Trade |
Erscheinungsjahr | 2006 |
Bewertung | **** |
Sie muss arg betrüblich sein, die Existenz als Gitarrist hinter einem alle Aufmerksamkeit aufsaugenden Indie-Frontmann. Doch die Schrammelmänner und Saitenkünstler von James Iha (belanglos) über John Frusciante (peinlich) bis hin zu Graham Coxon (großartig) haben längst die ultimative Waffe für den Gegenangriff gefunden: das Soloalbum.
Was bietet dieser kleine Nebenjob auch nicht alles für Möglichkeiten! Man kann der Welt zeigen, wie gut man wirklich sein Instrument beherrscht und welch entscheidenden Beitrag man im Gefüge der Gruppe leistet. Mann kann ganz andere Einflüsse und Vorlieben zur Geltung kommen lassen, als es die Band je erlauben würde. Man kann seine geradezu überschäumende Schaffenskraft dokumentieren. Und vor allem kann man zeigen, dass man auch singen kann. Zumindest im besten Fall ist das so.
Dieser Fall heißt Albert Hammond Jr. Im Hauptberuf ist er längst nicht mehr Sohn von Albert Hammond (der Mann, der It Never Rains In Southern California und Free Electric Band geschrieben hat), sondern Gitarrist bei den Strokes. Weil ihn das Tolleplattenmachen, Tollevideosdrehen, Tollekonzertegeben und Mittollenmenschenausgehen offensichtlich nicht auslastet, hat der Wuschelkopf nun eine tolle Soloplatte namens Yours To Keep aufgenommen.
Ein paar Stargäste sind dabei: Ben Kweller, Sean Lennon und Jody Porter von den Fountains Of Wayne. Auch Strokes-Sänger Julian Casablancas hat seinen Auftritt, man muss also wohl kaum befürchten, dass dieser Solo-Ausflug der Anfang vom Ende der Band sein wird.
Trotz der prominenten Unterstützung ist Yours To Keep ganz und gar das Werk von Albert Hammond Jr. – und macht umso klarer, wie wichtig dieser Mann für die Strokes ist. Es gibt hier den patentierten Schrammelsound der New Yorker (das famose Back To The 101), auch die fantasievoll verschachtelten Gitarrenläufe (In Transit) und die einfallsreichen Rhythmen (Holiday).
Doch Yours To Keep ist viel verspielter und abwechslungsreicher als alles, was die Strokes bisher abgeliefert haben. Das liegt auch daran, dass Hammond kein Problem damit hat, seine sanfte Seite zu zeigen, mit bezaubernden Schlafliedern aus dem Wolkenkuckucksheim (Cartoon Music For Superheroes), an John Lennon geschulten Beziehungsdramen wie Scared und Blue Skies, charmantem Frühlings-Pop wie Bright Young Thing und gar an die ausgelassensten Momente von Travis erinnernden Humpty-Dumpty-Nummern wie Call An Ambulance.
Absoluter Höhepunkt ist der brodelnde Rausschmeißer Hard To Live (In The City), der ständig Schwung holt, ohne recht in Fahrt zu kommen und dann in einem Reggae-Finale samt angeschwipsten Bläsern mündet.
Dass Albert Hammond Jr. die treibende kreative Kraft hinter den Strokes ist, wird nach dieser Platte niemand mehr anzuzweifeln wagen. Der Papa kann stolz sein. Und der Frontmann sollte um seinen Job fürchten.
Hard To Live In The City – das meint wohl New York. Dort spielt Albert Hammond Jr. eine geniale Live-Version:
httpv://www.youtube.com/watch?v=np9U_EueuJ8
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