Künstler | Amanda Mair |
Album | Amanda Mair |
Label | Sony |
Erscheinungsjahr | 2012 |
Bewertung | **1/2 |
An Pop-Prinzessinnen herrscht in Schweden bekanntlich kein Mangel. Lykke Li regiert nach wie vor majestätisch die Charts, Robyn wird seit ihrem Comeback quasi jeden Tag (zu Recht) noch ein bisschen abgöttischer verehrt und Loreen kostet ihren ESC-Triumph in vollen Zügen aus.
Mit Amanda Mair kommt jetzt noch eine dazu, und das bedeutet keineswegs Overkill, sondern eine höchst willkommene Ergänzung dieses Hofstaats. Die Rolle der Newcomerin liegt dabei auf der Hand: Amanda Mair wird das Nesthäkchen. Denn obwohl sie schon vor zwei Jahren ihre erste Single veröffentlicht hat, ist sie erst zarte 18 Jahre alt. Von jugendlicher Unbedarftheit oder Teenie-Themen kann auf ihrem gerade erschienenen Debütalbum trotzdem keine Rede sein: Die Platte klingt ausgereift, selbstbewusst und vor allem: sehr schön.
House, die besagte Debütsingle aus dem Jahr 2010, die nun auch auf Amanda Mair enthalten ist, klingt zwar noch mädchenhaft, hat aber (neben einem guten Refrain) auch reichlich Nachdenklichkeit zu bieten, die in der Frage „Will love destroy me?“ mündet. Doch die Schwedin kann auch zur Prinzessin aus 1001 Nacht werden (Said And Done setzt auf arabische Elemente), sie kann zerbrechlich und spannend klingen wie in House oder wohlerzogen ausgelassen im Stile von Boy wie in Sense.
Wenn sich das Klangbild in Richtung Eighties verschiebt, werden die Ähnlichkeiten zu Kate Bush am deutlichsten (Before), im verspielten What Do You Want wird man unweigerlich an Lana Del Rey erinnert: Wie viele Songs der Amerikanerin hat auch dieses Lied eine oberflächliche Heiterkeit, weiß aber genau, dass die Wolken nicht mehr weit weg sind.
Mit Skinnarviksberget (ein Hügel in Stockholm, der von den Stockholmern gerne als Location für Partys oder ein Rendezvous unter freiem Himmel genutzt wird, was hier auch von Amanda Mair thematisiert wird) und You’ve Been Here Before gibt es zwei eindrucksvolle Klavierballaden. Ganz am Schluss wird es in Leaving Early noch einmal richtig opulent.
Das macht unterm Strich ein Album ohne Ausfälle, mit viel Radiopotenzial und einer satten Dosis Talent. Eine eigene Identität hat Amanda Mair hier zwar noch nicht in allen Songs (alle Lieder wurden von Philip Ekström komponiert), aber das kann bei einer so jungen Sängerin ja noch werden.
Schlau sind im Video von Sense nicht nur die Sprüche auf den Schildern:
httpv://www.youtube.com/watch?v=EGOw2xGwveY