Hingehört: Amob Tobin – „Isam“

"Isam" ist das neunte Album von Amon Tobin. Angeblich.
"Isam" ist das neunte Album von Amon Tobin. Angeblich.
Künstler Amon Tobin
Album Isam
Label Ninja Tune
Erscheinungsjahr 2011
Bewertung **

Verschwörungstheorien müssen in diesen Tagen für allerlei herhalten. Osama bin Laden ist gar nicht tot. Wenn man die ältesten Atomkraftwerke abschaltet, wird es auf einen Schlag dunkel in Deutschland. Und den EHEC-Erreger hat die Fleischindustrie in die Welt gesetzt, um den Vegetariern eins auszuwischen.

All das mag stimmen oder auch nicht. Ganz eindeutig eine Verschwörung liegt in jedem Fall Isam zugrunde. Die Scheibe wird angepriesen als das neunte und neue Album von Amon Tobin, „a record of uncharacteristic depth and richness (intellectual, emotional and aural), one which sets your synapses crackling with dread and beauty, reminiscence and speculation“. Der Brasilianer, der zuletzt Musik zu Wim Wenders‘ Ballettfilm Pina beigesteuert hat, arbeitet hier mit Sounds, die er in der Natur gesammelt, dann synthetisiert und neu arrangiert hat.

Das ist zumindest die Theorie. In Wirklichkeit ist auf Isam nicht Amon Tobin am Werk, sondern die CIA. Das ist das Geheimins von Isam: Der Geheimdienst hat offensichtlich jahrelang versucht, eines der angesagtesten Tonstudios der Welt zu beschatten. Leider hatte man Wanzen, die nicht ganz störungsfrei arbeiteten, und die waren auch noch bloß im Keller des Gebäudes angebracht. Und dann sind die Bänder mit den Ergebnissen auch noch veröffentlicht worden. Als letzte Chance, die Tarnung nicht auffliegen zu lassen, suchte die CIA verzweifelt nach einer guten Ausrede. Und deklarierte die seltsamen Sounds kurzerhand als Amon-Tobin-Album. Keine schlechte Idee: Der Mann lebt schließlich schon lange in seiner ganz eigenen Klangwelt.

Der Auftakt Journeyman könnte wirklich ein Amon-Tobin-Track sein, ein bisschen Dub, ein bisschen Ambient. Doch nach drei Minuten bemerkt man die Fälschung, denn was dann zu hören ist, klingt verdächtig nach einem Abflussreiniger. In Piece Of Paper scheint sich jemand mit ziemlicher Zerstörungswut an den CIA-Wanzen zu schaffen zu machen. Goto 10 klingt, als schleife jemand Does It Offend You Yeah über einen Fußboden voller Scherben.

Dann wird ein Autorennen abrupt gestoppt (Surge), jemand schaut uralte Fernsehserien mit gespenstischen Twin Peaks-Stimmen (Lost & Found), es gibt Oldies aus dem All (Calculate) und manchmal auch bloß das Geräusch, wie der Wind durch das Studio-Zimmer weht, in dem die Xylophone gelagert werden (Night Swim). Der irre siebenminütige Rausschmeißer will dann sogar im Titel von der CIA-Herkunft ablenken und verweist auf eine andere Quelle: Dropped From The Sky. Guter Versuch.

Im Video zeigt Amon Tobin angeblich, wie er die Sounds zu Isam erschaffen hat. Aber, verdächtig: Sein Gesicht ist nicht zu sehen!

httpv://www.youtube.com/watch?v=jbJwyTkCJk0

Amon Tobin bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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