Künstler | Amos Lee |
EP | As The Crow Flies |
Label | Blue Note |
Erscheinungsjahr | 2012 |
Bewertung | *** |
„Well I never asked for nothing / I got nothing in return“, behauptet Amos Lee in der ersten Zeile auf As The Crow Flies. So ganz stimmt diese Aussage nicht. Schaut man beispielsweise ein gutes Jahr zurück, in die letzte Januarwoche des Jahres 2011, dann entdeckt man eine Zeit, in der sich Amos Lee keineswegs über mangelnde Anerkennung und fehlenden Erfolg beschweren konnte. Damals erschien sein viertes Studioalbum Mission Bell, verkaufte 40.000 Exemplare binnen einer Woche und schoss unmittelbar an die Spitze der US-Charts.
Kein Wunder also, dass er gerne noch einmal einen Blick auf die Sessions zu Mission Bell geworfen hat. Zutage gefördert hat er dabei sechs Lieder, die es nicht auf das von Joey Burns (Calexico) produzierte Album geschafft hatten, und die Amos Lee nun als As The Crow Flies auf EP eröffentlicht.
Wer Crosby, Stills & Nash oder Bill Withers mag und kein Problem damit hat, sich die Musik von jemandem anzuhören, der schon als „männliche Norah Jones“ bezeichnet wurde, der dürfte in As The Crow Flies die Americana-Glückseligkeit finden. Amos Lee verbindet auf dieser EP ein hohes Maß an Könnerschaft, wie es die Amerikaner nun einmal schätzen, mit sympathischer Lässigkeit, sehr gutem Songwriting und einer unverwechselbaren Stimme.
The Darkness, der Auftaktsong, aus dem die bereits erwähnte Zeile stammt, ist mit Streichern und dem ganz großen Weltschmerz durchaus opulent, aber herb genug, um nicht in Kitsch-Verdacht zu geraten. Im sanften Simple Things (dem einzigen Stück auf As The Crow Flies ohne Calexico-Drummer John Convertino) kann die Stimme von Amos Lee glänzen. Say Goodbye wird anschließend trotz des Titels vergleichsweise heiter. Der Abschied, womöglich gar das Ende einer Beziehung, ruft hier ganz offensichtlich Trauer und Enttäuschtsein über das eigene Versagen hervor, aber auch Erleichterung.
Das beste Lied auf As The Crow Flies ist danach May I Remind You. Der Song hat eine herrliche Beiläufigkeit, die ihn noch wichtiger, echter gefühlt erscheinen lässt. Mama Sail To Me bekommt mit Mandoline und Akkordeon einen dezent irischen Einschlag, gleich danach klingt das an Nate James erinnernde There I Go Again mit seinen Funk-Anspielungen und Soul-Elementen dann durch und durch schwarz. So schafft es Amos Lee sogar innerhalb dieser nur sechs Lieder seine ganze Wandlungsfähigkeit zu zeigen. Da soll noch einer sagen, die Amerikaner verständen nichts von Recycling.
Schlicht und gekonnt: Amos Lee spielt Simple Things live:
httpv://www.youtube.com/watch?v=yx6F6CnPKss