Arcade Fire – „Funeral“

Künstler Arcade Fire

„Funeral“ ist ein bombastisches, erlösendes Werk.
Album Funeral
Label Rough Trade
Erscheinungsjahr 2004
Bewertung

Dem Daily Mirror war kürzlich eine interessante Statistik zu entnehmen: die beliebtesten Lieder bei Beerdigungen, geordnet nach Ländern. Demnach verabschieden sich die Briten am liebsten mit dem Robbie-Williams-Song Angels von dieser Welt. Europaweit haben Queen mit The Show Must Go On die Nase vorn. In Deutschland wähnen sich nicht wenige mit AC/DC auf dem Highway To Hell.

Dazu kommen die üblichen Verdächtigen: Time To Say Goodbye von Andrea Bocelli (beliebtester Abschiedssong der Norweger), Eric Claptons Tears In Heaven (Nummer Eins in Schweden), Mozarts Requiem (in Spanien und Italien beliebt), natürlich auch Elton Johns ultimative Schluchz-Schnulze Candle In The Wind.

Ein paar dieser Lieder werden im letzten Jahr auch die sieben Mitglieder von Arcade Fire gehört haben. Denn die Band aus Montreal musste insgesamt neun Beerdigungen miterleben, während sie an ihrem Album arbeitete, das nun folgerichtig Funeral heißt. Zehn ausgetüftelte Stücke gibt es, eine Art Post-Rock, reichlich Streicher und Glockenspiele, alles mit einer feinen Dramaturgie und Dynamik.

Kein Wunder bei solch düsteren Begleitumständen: Tod und Verlust sind die bestimmenden Themen der Platte – verpackt in wunderbare Lyrik. „My family tree is losing all its leaves“ heißt es etwa im Rausschmeißer In The Backseat.

Wer nun allerdings glaubt, Funeral sei ein Trauerkloß, sieht sich getäuscht. Denn die Kanadier schaffen es, aus der Beschäftigung mit Abschied und Vergänglichkeit ein bombastisches, positives, erlösendes Werk zu machen. Wenn sich das programmatische Wake Up in höchste Motown-Höhen aufschwingt oder sich das zunächst verdrießliche Crown Of Love plötzlich zu einem Discobeat aufrafft, dann ist das beinahe eine Party-Platte.

Arcade Fire ziehen aus den widrigsten Umständen den erstaunlichsten Optimismus, und passend dazu versucht Win Butler mit seiner brüchigen Stimme andauernd, Hymnen zu singen. Funeral ist ein Triumph des Trotzes.

David Bowie ist ein großer Fan – und singt gemeinsam mit Arcade Fire auch gleich Wake Up:

httpv://www.youtube.com/watch?v=1-wEBmLht5g

Arcade Fire bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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2 Gedanken zu “Arcade Fire – „Funeral“

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