Künstler | Art Brut |
Album | Art Brut vs. Satan |
Label | Cooking Vinyl |
Erscheinungsjahr | 2009 |
Bewertung | *** |
Die offizielle Homepage von Art Brut findet sich unter der Adresse http://www.artbrut.org.uk. Das wirkt zwar einigermaßen naheliegend, ist aber eigentlich der völlig falsche Anlaufpunkt. Die bessere Homepage wäre: www.popularculture.com (ein Tipp: die Domain ist noch zu haben). Denn wenn es jemanden gibt, der aufgeht in der Faszination mit dem Phänomen Pop, dann ist es Art-Brut-Frontmann Eddie Argos. Art Brut vs Satan, das dritte Album seiner Band, zeigt, dass er das Prinzip Pop perfekt verstanden hat: Alles geht. Jede Beobachtung, die kleinste Banalität kann zum Kunstobjekt werden. Und damit Teil eines Kanons, der sich immer wieder auf sich selbst bezieht.
Art Brut vs. Satan setzt das in kaum zu fassender Konsequenz um. Viele Leute werden sich als Kinder an Batman-Lektüre und einem leckeren Frühstück erfreut haben, aber niemand hätte daraus einen Song gemacht (DC Comics And Chocolate Milkshakes). Selbst der irrste PR-Guru würde die Idee verwerfen, Buttons mit dem Slogan „I Love Public Transportation“ verteilen zu lassen – Eddie Argos baut ein Lied um diese Aussage (The Passenger). Wohl nicht einmal Claudia Roth würde sich dafür einsetzen, Menschen mit schlechtem Musikgeschmack das Wahlrecht zu entziehen. Art Brut tun es und bringen auf diese CD tatsächlich die Zeile „The record buying public – we hate them!“ (Demons Out!). Dass gebrauchte CDs billiger sind, Neuauflagen klassischer Alben hingegen oft Bonus-Tracks bieten, ist ein veritables Dilemma. In The Replacements wird aus dieser Erkenntnis der Refrain.
Natürlich gibt es wieder eine Dosis spätpubertäres Beziehungs-Chaos. Eddie Argos gefällt sich noch immer in der Rolle des verklemmten Stalkers (Am I Normal?) oder wird umgetrieben von der Frage, ob man als Rolling-Stones-Fan mit einer Frau schlafen darf, die lieber die Beatles mag – und noch dazu die beste Freundin ist (What A Rush).
Produziert wurde das Ganze von Pixies-Chef Frank Black. Am deutlichsten hört man das beim Opener Alcoholics Unanimous, der den Kater und die Scham nach einer durchzechten Nacht voller Peinlichkeiten behandelt (und ein Gegenstück im epischen Filmriss-Rausschmeißer Mysterious Bruises findet) und auch gut auf das erste Album von Frank Black & The Catholics gepasst hätte.
Sein Einfluss bringt aber noch etwas mit sich: Die „Alles geht, passt schon“-Attitüde überträgt sich diesmal auch auf den Sound. Der bleibt deshalb etwas matt. Es gibt genügend Riffs, die stark sind, genügend schlaue Slogans und Melodien, die ihm Ohr bleiben könnten, wenn man sie etwas aufpolierte. Doch diese Mühe machen sich Art Brut diesmal nicht (und thematisieren das natürlich auch gleich in Slap Dash For No Cash). Deshalb ist es ein Album voller Spleens und mit vielen Ecken und Kanten, aber ohne Instant-Hits. Und das ist leider ziemlich unpop.
Das sehr witzige Pseudo-Doku-Video zu Alcoholics Unanimous:
httpv://www.youtube.com/watch?v=l8lNyi4_sy4
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