Künstler | Azari & III |
Album | Azari & III |
Label | Loose Lips |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Bewertung | **1/2 |
“Let’s get it on / I need you, I want you tonight / I know I got you burning up inside / it’s something you can’t hide.” Das sind ein paar Zeilen aus Into The Night, dem ersten Stück auf Azari & III. Viel plumper könnten Silvio Berlusconi oder Tiger Woods einen Minnesang auch nicht dichten. Zum Glück ist die Musik dazu ein ganzes Stück subtiler: Passend zum Text wird hier der Hedonismus gefeiert, aber irgendwo zwischen der Titelmelodie von Knight Rider und der Discosucht von Earth, Wind & Fire entsteht dabei ein mehr als passabler Clubhit mit einer guten (und angesichts der unzweideutigen Botschaft auch überraschenden) Dosis Seele.
Das ist durchaus typisch für Azari & III. Das Quartett aus Toronto, bestehend aus den Produzenten Dinamo Azari und Alixander III sowie den Sängern Fritz Helder und Starving Yet Full, versteht es auf seinem Debüt immer wieder, falsche Fährten zu legen und scheinbar unvereinbare Elemente doch unter einen Hut zu bekommen.
Reckless (With Your Love) lässt an Robyn denken – allerdings nicht an deren aktuelle Ausprägung, sondern an die Teenager- und Show Me Love-Variante. Tunnel Vision mit seinem irren Xylophon und dem unbeirrbaren Bass zeigt, warum im Wort „instrumental“ eben auch der Bestandteil mental steckt. Indigo setzt auf den Beat von Run DMCs It’s Like That und entwickelt auf diesem Fundament einen Sound irgendwo zwischen Deep Forest und Hot Chip.
Schnell wird klar: Azari & III sitzen gerne zwischen allen Stühlen. Fast alles ist tanzbar, aber meist doch nicht krachig genug für die Clubs. Vieles klingt nach Sommer, aber nach einer irritierenden, verstörenden Variante davon.
Manchmal wird es lateinamerikanisch wie mit Lost In Time (Hercules & Love Affair im Pauschalurlaub), bei Manhooker sogar kurz düster (Crystal Castles ohne Wut) und mit Undecided zeigen Azari & III, wie die Karriere von Depeche Mode hätte verlaufen können, wenn die einfach völlig durchgedreht wären statt den Rock zu entdecken.
Das ist sehr passabel, fast immer interessant, in seinen besten Momenten (die Single Hungry For The Power kombiniert einen filigranen Rhythmus sehr reizvoll mit einer grimmigen Bass-Stimme, der Rausschmeißer Manic setzt auf einen muskulösen Beat und spacige Vocals) sogar mehr als das. Die Frage, was das Besondere an Azari & III sein soll und warum man nicht stattdessen beispielsweise Hercules & Love Affair oder The Rapture hören sollte, beantwortet dieses Album aber nicht.
In den Büros ganz oben im Hochhaus sind die Menschen meistens böse. Und verzweifelt. Das ist auch im Video zu Hungry For The Power so:
httpv://www.youtube.com/watch?v=mWfNvPqKRJ0