Künstler | Bangles | |
Album | Greatest Hits | |
Label | Columbia | |
Erscheinungsjahr | 1990 | |
Bewertung |
Mädelsstimmen. Man kann sich ja selten dagegen wehren. Wenn die Melodie einigermaßen passt und sie dann auch noch Gitarren umhängen haben: Was will man machen?
Natürlich trifft das auch auf die Bangles zu. Selbst, wenn dem zunächst modebedingte Horrorfrisuren im Weg zu stehen scheinen. Zwar ist vor allem den frühen Stücken der Eighties-Ballast anzuhören. Hero Takes A Fall oder das etwas bessere Going Down To Liverpool sind höchstens Mittelmaß. Aber das hat man in den 1980ern wahrscheinlich nicht gemerkt, da waren die Frisuren vor.
Doch ab dem Different Light-Album ging es steil bergauf. Manic Monday ist genau wie Nothing Compares 2 You eines der absolut besten Prince-Stücke, und zwar weil auch der Text Klasse hat. Und melodietechnisch macht dem kleinen Mann ohnehin kaum jemand etwas vor. Trotz des affektierten Cembalo-Intros und der Synthie-Streicher: zeitlos.
Von da an manifestierten die Bangles ihren Status als gute Pop-Band mit Gitarren. Und das war ja schon was, damals. If She Knew What She Wants ist auch heute noch mehr als anhörbar. Walk Like An Egyptian immerhin ein Riesenhit. Musikalisch zumindest merkwürdig, aber mit einem catchy Sprechrhythmus. Wie bei Janie´s Got A Gun oder meinetwegen auch U Can´t Touch This. Diese Worte passen einfach zusammen. Und dass beim Pfeifteil eben jeder unbewusst mitpfeift, darauf wette ich.
Die Eigenkompositionen wie Walking Down Your Street fallen zwar immer noch ab, aber nur noch ganz leicht. Sehr gelungener Refrain, sehr gekonntes Break. Mit dem intensiven Following und der gelungenen Simon & Garfunkel-Adaption Hazy Shade Of Winter (produziert von Rick Rubin, also perfekt) wird es dann ambitioniert. Und die Bangles zeigen, was in ihnen gesteckt hätte, hätte man damals nicht so sehr nach dem Radio und MTV geschielt.
Mit In Your Room erreichen sie dann das nächste Pop-Level. In Sachen Dramaturgie ist das Stück schon ziemlich weit vorne. Und dann schließlich ertönen sie. Die Bangles-Töne schlechthin. Close your eyes / give me your hand. Jede Sekunde von Eternal Flame schreit ganz laut „Kuschelrock!“ Aber es gibt weißgott Schlimmeres, das ein Lied schreien kann. Oder eben flüstern. Und bevor ich vergesse, darauf hinzuweisen: Mädelsstimmen. Unvorstellbar, dass irgendwann einmal eine Generation heranwachsen wird, die nicht zu diesem Lied knutscht.
Das Erstaunlichste an I´ll Set You Free: Co-Autor ist Dave Navarro. Genau. Der Dave Navarro. Der von den Red Hot Chili Peppers. Bizarr. Der Mann kann also auch Powerpop machen. Gut zu wissen. Auch beim ebenfalls leicht rockigen Everything I Wanted hatte er seine Finger im Spiel und hier meint man seine Beteiligung besser heraushören zu können. Jedenfalls erstaunlich, dass das Stück bis dahin unveröffentlich war. Die offene Hi-hat treibt alles an, das Tamburin gibt bei Refrain noch etwas mehr Gas und das Piano scheint am Schluss fast zu entgleisen.
Where Were You When I Needed You? singen sie am Schluss mit leichtem Folk- und Byrds-Einschlag. Gebraucht hat die Bangles in den letzten Jahren wohl kaum jemand. Aber wie man hört, sind sie inzwischen wieder zusammen (und eine solche Reunion ist bei Mädelsbands wohl noch schwieriger als unter Männern). Schlimm ist das nicht.
Mehr Eighties war selten: Der Horror-Clip zu Walk Like An Egyptian:
httpv://www.youtube.com/watch?v=BWP-AsG5DRk
4 Gedanken zu “Bangles – „Greatest Hits“”