Künstler | Beastie Boys | |
Album | Hot Sauce Committee Part 2 | |
Label | EMI | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Tpyisch ist das. In mehrfacher Hinsicht. “How you feelin’, MCA?” wollen die Beastie Boys in Nonstop Disco Powerpack von ihrem Bandkollegen wissen, nachdem vorher schon Mike D und Ad Rock auf dieselbe Frage hin bestätigt haben, dass sie in blendender Verfassung sind. Das ist natürlich, gleich im zweiten Track des neuen Albums Hot Sauce Committee Part 2, die im HipHop übliche Selbstbestätigung: Wir sind wieder da. Wir bringen’s noch. Wir werden’s euch zeigen – auch, wenn wir stramm auf die 50 zugehen und seit mehr als 25 Jahren im Geschäft sind.
Die scheinbar banale Frage „How you feelin’?“ bekommt hier aber eine zusätzliche Dimension. Schließlich hat MCA in den vergangenen Jahren eine Krebserkrankung überwunden. Ihn da zu fragen, ob er sich gut fühlt – das hat mindestens einen doppelten Boden und zeigt vor allem, dass die Beastie Boys ihre Witz nach wie vor am liebsten über sich selbst machen, sogar wenn die Pointe mit Chemotherapie zu tun hat.
Das Trio aus New York kann es sich leisten. Nicht nur, weil die Beastie Boys das erste Nummer-1-Album des Rap gemacht, 40 Millionen Platten verkauft und sich unter dem immer lauter werdenden Applaus der Kritiker stets weiterentwickelt haben. Sondern vor allem, weil sie sich auf Hot Sauce Committee Part 2 tatsächlich in toller Form präsentieren.
Nach dem mit einem Grammy belohnten Instrumental-Experiment The Mix Up (2007) sollte der Nachfolger eigentlich schon im September 2009 erscheinen. Doch dann kam der Krebs dazwischen. Deshalb sind ein paar der Stücke schon bekannt: Too Many Rappers, eine grandiose Kampfansage als Duett mit Nas, war als Vorab-Single vor zwei Jahren schon draußen, bevor die Veröffentlichung des Albums (das damals noch Hot Sauce Committee Part 1 heißen sollte) verschoben wurde. Auch den fulminanten Punk-Sound von Lee Majors Come Again kennen Fans schon. Dazu kommt das äußerst inspirierte Here’s A Little Somethin‘ For Ya, das auf DJ Hero vertreten war und so die Wartezeit auf das achte Studioalbum der New Yorker verkürzte.
Auch abseits davon haben sich die Beastie Boys eine kaum zu glaubende Frische bewahrt. In der Mitte hängt Hot Sauce Committee Part 2 zwar ein wenig durch, und auch ein Gastspiel von Santigold auf dem Reggae-von-der-Stange-Exkurs Don’t Play No Game That I Can’t Win kann da nicht recht helfen. Doch ansonsten gibt es hier viel Innovation, Witz und Abwechslung. Und, nach dem Instrumental-Album und dem ebenfalls etwas sperrigen To The 5 Boroughs auch wieder echte Hits.
Ein geiler Bass, eine Kuhglocke und eine kleine Anspielung auf Fight For Your Right To Party verleihen dem Opener Make Some Noise mächtig Power. Das schon erwähnte Nonstop Disco Powerpack, das den feinen Flow von The Negotiation Limerick File wieder aufgreift, steht dem in nichts nach. OK rockt wie einst Body Movin’ – auch ganz ohne die Hilfe von Fatboy Slim. So frisch und abwechslungsreich wie fast das gesamte Album ist kurz vor Schluss auch das packend Crazy Ass Shit, das zwischendurch auf einen Breitwand-Sound à la Jay-Z setzt.
Auch die meisten Experimente gelingen. Vor allem das instrumentale Multilateral Nuclear Disarmament als muskulöse Electro-Einheit funktioniert blendend. In Long Burn The Fire klingen die Beasties plötzlich geheimnisvoll und spinnert wie der Wu-Tang Clan. Das brachiale Say It setzt auf etwas, das wie rückwärts abgespieltes Gitarrenfeedback klingt.
Unterm Strich ist Hot Sauce Committee Part 2 damit viel besser als man angesichts der langen Pause und der Krankheit von MCA erwarten durfte. Und es zeigt allen, denen To The 5 Boroughs zu verkopft und The Mix Up zu lahm war: Auf so etwas wie ein Alterswerk sollte man bei den Beastie Boys bis auf weiteres nicht hoffen.
Famos: Was nach dem legendären Video von Fight To Your Right To Party passierte:
httpv://www.youtube.com/watch?v=evA-R9OS-Vo
Ein Gedanke zu “Beastie Boys – „Hot Sauce Committee Part 2“”