Beastie Boys – „Sounds Of Science“

Künstler Beastie Boys

Mit Humor zur Freiheit: Ein Rückblick auf die Karriere der Beastie Boys.
Album Sounds Of Science
Label Capitol
Erscheinungsjahr 1999
Bewertung

Humor ist nicht nur eine ernste, sondern auch eine sehr wichtige Sache. Neulich bin ich durch die Fußgängerzone gelaufen, eine Gruppe junger Männer kam mir entgegen. Sie lachten. Ich dachte zuerst, sie lachten über irgend etwas, dann war ich mir aber nicht mehr sicher, ob sie nicht vielleicht über mich lachten. Denn sie waren grundsätzlich anders als ich.

Und das ist es: Die Leute, mit denen man sich umgibt, die Leute, mit denen man gerne zusammen ist, es sind die Leute, mit denen man gemeinsam über die gleichen Dinge lachen kann. Das gilt für mich wie für die jungen Männer aus der Fußgängerzone.

Humor ist somit ein wichtiger Faktor in der Gesellschaft, ein festes Band für Freundschaften. Aber Humor bringt noch mehr mit sich. Er bietet ein Schutzschild gegen zu Persönliches, zu Intimes. Die ironische Distanz, das grinsende Augenzwinkern erlauben eine Respektlosigkeit, die man sich in ernster Absicht nicht herausnehmen würde.

Mit dieser Herangehensweise haben die Beastie Boys ungeahnte Freiräume erschlossen. Sie haben als Weiße erst Punk, dann HipHop gemacht, und als sich niemand beschwerte, gleich noch alles andere mit durch ihren Fleischwolf gedreht. Sie haben damit Grenzen gesprengt, neue Produktionsweisen eingeführt, ein neues Selbstverständnis von Musik mit etabliert. Crossover sagte man früher dazu.

Sie wissen natürlich um ihren Stellenwert, auch wenn viele andere nicht davon wissen. Deshalb dürfen die Beastie Boys ihren Rückblick auch wie die Beatles Anthology nennen und das ganze auch noch in diesem ultraklassischen Artwork rausbringen. Aber in Sachen Design und Coolness hat diesen Jungs ja ohnehin noch nie jemand etwas vorgemacht.

Historisch korrekt beginnt ihre Anthology dort, wo die Beasties auch angefangen haben: im Punk. Beastie Boys ist schlimmstes Geknüppel. Gleich das erste Stück zeigt aber somit bereits das Problem dieser Werkschau: Die Beastie Boys entschieden sich für eine Anthology, eine Retrospektive. Kein Greatest-Hits-Album, schon gar keine Best-Of-Sammlung. Somit finden sich hier zwar die meisten großen Hits (trotzdem unverzeihlich, dass der Kracher No Sleep Til Brooklyn fehlt), dafür aber auch reichlich Obskures und Rares.

Diese wenig bekannten Tracks sind leider nur selten Entdeckungen, sondern stets verzichtbar, meist enttäuschend und gelegentlich sogar nervig. Nicht umsonst stellt Mike Diamond in den Liner Notes treffend fest: „If you´re into it, you can check it out. If not, fast forward.“ Die bessere Idee wäre hier ein Box-Set mit Archivmaterial für Sammler und Hardcore-Fans und ein richtiges Best-of-Album für alle anderen gewesen. Sortieren wir also aus.

CD 1 (Odd): Beastie Boys, Believe In Me, Boomin´ Granny (nette Anmerkung dazu in den Liner Notes: Jarvis Cocker said: Help The Aged. We just took it one step further.), Country Mike´s Theme, Soba Violence, The Biz vs. The Nuge, Brass Monkey, Time For Livin´, Dub The Mic, Benny And The Jets, I Want Some, Son Of Neckbone, Twenty Questions, Railroad Blues, Netty´s Girl, Egg Raid On Mojo.

CD 2 (Hits): Slow And Low, Shake Your Rump, Gratitude, Skills To Pay The Bills, Root Down, Sure Shot, Body Movin´, Fight For Your Right, Pass The Mic, Something´s Got To Give, Bodhisattva Vow, Sabrosa, Song For The Man, Alive, Jimmy James, Three MCs And One DJ, Sabotage, Shadrach, The Negotiation Limerick File, She´s On It, Get It Together, Remote Control, Live Wire, So What´Cha Want, Hey Ladies, Intergalactic.

So würde die ganze Sache mehr Spaß machen und ich würde das Album (also CD 2) auch viel öfter auflegen. Zur Zeit höre ich es fast immer nur beim Abwaschen. Ich weiß nicht, ob das was mit der Musik zu tun hat. Aber irgendwie macht mir Abwaschen halt mehr Spaß, wenn die Beastie Boys im Hintergrund laufen. Und wenn die CD zu Ende ist, lässt man gerade das längst nicht mehr schäumende, fettgefärbte und höchstens noch lauwarme Wasser ablaufen. Mit Essensresten drin.

Welch ein Spaß: Ein paar Kids haben den Clip zu Fight For Your Right To Party nachgestellt. Mit echter Tortenschlacht, aber dem falschen Telefon:

httpv://www.youtube.com/watch?v=9oM3VMhbxN8

Die Beastie Boys bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

7 Gedanken zu “Beastie Boys – „Sounds Of Science“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.