Beatsteaks – „Boombox“

Künstler Beatsteaks

"Boombox" ist solide, manchmal aber zu nahe am Muckertum.
„Boombox“ ist solide, manchmal aber zu nahe am Muckertum.
Album Boombox
Label Warner
Erscheinungsjahr 2011
Bewertung

Die Beatsteaks sind live garantiert ein großer Spaß, sicher auch sehr nette Jungs und mittlerweile auch an ihren Instrumenten überaus versiert. Was sie leider nicht sind: gute Songwriter. Das merkt man auch Boombox, dem siebten Album der Berliner, deutlich an.

Es gibt hier viel solide Rockmusik und ein paar Lieder, die sogar mehr als das sind. Milk & Honey hat auch dank des prominenten Klaviers eine packende Strophe und die gewohnte Power der besten Beatsteaks-Stücke. Let’s See ist souveräner Gute-Laune-Ska, aber mit etwas wenig Esprit – eher Sublime als Madness. Behaviour ist spaßiges Rabaukentum, das entspannte Automatic ebenfalls deutlich auf der Habenseite, wenn auch ein Stück zu lang.

Anderes scheitert deutlich. Der Opener Fix It will hörbar international klingen und sich wahrscheinlich irgendwo zwischen Led Zeppelins Kashmir und Audioslave positionieren, bleibt im Ergebnis aber doch eher der beste Beweis, dass die Beatsteaks sich wahrscheinlich im H-Blockx-Fanclub kennen gelernt haben. Der Refrain klingt wie eine Bridge, also bloß wie die Hinführung zu einem echten Killer-Refrain, den es hier dann aber nicht gibt.

In der Strophe von Cheap Comments wird mit Sprechgesang und einer Gitarre, die immer wieder ins ansonsten sparsame Arrangement hereinkracht, clever Spannung aufgebaut. Doch das steigert sich lediglich zu einem Ausbruch aus Lautstärke und Geschrei. Da fehlt die kompositorische Klasse, um andere Ausdrucksmittel für etwas zu finden, das als Katharsis gedacht ist.

Auch Under A Clear Blue Sky verschenkt seine Möglichkeiten. In der ruhigen Strophe zeigt Sänger Arnim Teutoburg-Weiß endlich mal eine andere Facette seiner Stimme als die Heiserkeit, die er mit Aggressivität verwechselt. Danach hat das Lied aber nichts mehr zu bieten als planlose Gitarren-Angeberei (überhaupt leidet Boombox an einigen Stellen unter Muckertum-Auswüchsen) und endlose Wiederholungen. Zudem wird auch hier klar: Ein „ohoho“ reicht noch lange nicht, um aus einem Lied eine Hymne zu machen.

Der Raussschmeißer House On Fire klingt ein bisschen nach Rootsrock – und in jedem Fall viel zu brav für ein Lied mit diesem Titel, vor allem von einer Band, die diese Musik selbst als „Punk“ betrachtet (jedenfalls hat man für iTunes dieses Genre festgelegt). Die Credibility-Debatte braucht man hier gar nicht, um das albern zu finden, denn einige Lieder hier könnten genauso gut von den durch und durch konservativen Incubus stammen, Automatic kann man sich sogar von Bon Jovi vorstellen.

Boombox ist insgesamt ganz brauchbar, sehr rechtschaffen und weit weg von Scheißmusik. Aber auch nach dem siebten Album bleibt die Erkenntnis: Kein Mensch braucht die Beatsteaks, solange es die Hives gibt.

Im Video zu Milk & Honey kämpfen die Beatsteaks mit sinnlosen Autostunts in spritdurstigen Oldtimern für mehr globale Erwärmung. Oder so:

httpv://www.youtube.com/watch?v=6vtKz6YwSD4

Beatsteaks bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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3 Gedanken zu “Beatsteaks – „Boombox“

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