Belle And Sebastian – „Storytelling“

Künstler*in Belle And Sebastian

Belle And Sebastian sind die Simon & Garfunkel unserer Zeit.
Album Storytelling
Label Jeepster
Erscheinungsjahr 2002
Bewertung

Irgendjemand hat Belle And Sebastian einmal als die Simon & Garfunkel unserer Zeit bezeichnet. Dieser Vergleich ist gar nicht so verkehrt. Man kann die Analogie sogar noch weiter spinnen. Natürlich ist Storytelling (der Film von Todd Solondz) kein The Graduate und leider enthält Storytelling (die Platte zum Film von Belle And Sebastian) auch kein Mrs. Robinson, nicht einmal ein At The Zoo. Was aber übereinstimmt, ist die Atmosphäre. Gitarrist Stevie Jackson nennt das in den Liner Notes „that bittersweet, slightly decaying summer feeling in the air“, das während der Aufnahmen geherrscht und sich auf die Songs übertragen habe.

Schon die ersten vier Instrumentalskizzen (neben solchen Stücken und kurz eingestreuten Dialogsequenzen enthält die Platte nur sechs eigentliche Songs) deuten an, was er damit meint. Im siebten Stück wird dann erstmals gesungen, und es wird völlig klar. „In the summer“ lauten die ersten drei Worte, später „I´m half in love with all the girls I meet.“ Dazu ein wie stets dezentes Schlagzeug, eine Rickenbacker-Gitarre und ein wie noch nie ausgearbeiteter Harmoniegesang. Simon & Garfunkel, in der Tat.

Im Titelstück geht es musikalisch ähnlich heiter zu. Der Text behandelt die Ethik des Geschichtenerzählens, und die Parallele zwischen Filmemacher und Songwriter wird von Belle And Sebastian dabei wohl mehr als nur erahnt. Playing Football ist dann wohl eines der schönsten No-Sports-Lieder aller Zeiten, arbeitet die feine Melodie nach einer kurzen Strophe mit allem instrumentalen Schnickschnack opulent aus.

Auch die exotischen Zutaten von Wandering Alone sind nicht mehr als Fingerübungen, wobei man bei Belle And Sebastian selbst solchen noch gerne lauscht – und entlohnt wird. Die Band hat die durch den Film gemachten Vorgaben offensichtlich nutzen wollen, um ihren Horizont zu erweitern, was nicht immer so gut gelungen ist wie bei Scooby Driver, dem energiegeladensten Stück, dass man von Belle And Sebastian je gehört hat, mit mörderischem Tempo, fast schon Punk.

Im Rausschmeißer Big John Shaft sind sie dann wieder ganz bei sich selbst, inmitten von himmlischen Melodien,federnden Rhythmen, luftigen Streichern und verträumten Bläsern. „Maybe my career will die“, heißt die letzte Zeile. Keine Sorge.

Der offizielle Trailer zum Film Storytelling:

httpv://www.youtube.com/watch?v=NjXWjurXoNA

Belle And Sebastian bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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