Künstler*in | Ben Kweller | |
Album | Ben Kweller | |
Label | Red Ink | |
Erscheinungsjahr | 2006 | |
Bewertung |
Künstler | Ben Kweller |
Album | Ben Kweller |
Label | Red Ink |
Erscheinungsjahr | 2006 |
Bewertung | *** |
Alles hat Ben Kweller diesmal selbst gemacht. Das dritte Album soll offensichtlich nicht nur ein weiterer Beleg seiner erstaunlichen Musikalität werden, sondern dem Zufall auch nicht die geringste Überlebenschance lassen. Oder gar unzuverlässigen Mitmusikern, die ständig halbbesoffen im Studio rumlungern und den tieferen Sinn von Stücken wie, ähm, I Don’t Know Why sowieso nie kapieren werden.
Deshalb hat Kweller Orgel, Schlagzeug, Gitarre und alles andere diesmal gleich selbst gespielt – und das Ergebnis dann logischerweise gleich Ben Kweller genannt. Auch das Xylophon, das im schmissigen Opener Run erklingt und dem Stück einen charmant-gestrigen Bruce-Springsteen-Sound verleiht.
So viel Konzentration und einer der größten Solo-Künstler der jüngeren Rock-Vergangenheit als erster Bezugspunkt zeigen bereits: Ben Kweller soll für Ben Kweller der ganz große Wurf werden. Die Lieder scheinen deshalb allesamt dem Great American Songbook entsprungen zu sein, sind perfekt arrangiert und durchweg klasse komponiert.
Das heiter-unschuldige Sundress, das sich zum Ende hin immer mehr aufschwingt. Das ungeduldige Penny On The Train Track. Das zurückgenommene, wunderhübsch gesungene Red Eye und das beinahe klassizistische Until I Die.
Das Problem ist nur: Irgendwie fehlt hier die Authentizität. Vielleicht ist es Kwellers Milchbubistimme, vielleicht auch die allzu gekonnte Produktion von Gil Norton (Pixies, Foo Fighters). Dies sind genau die richtigen Themen, die richtigen Töne und die richtigen Texte. Doch es klingt, als habe Kweller sie nicht erlebt, sondern bloß geträumt.
I Gotta Move wird deshalb kein Startschuss zum Aufbruch, sondern verführt höchstens dazu, mal mit dem Finger über die Landkarte zu fahren. Nothing Happening klingt genauso, wie man sich wohl den perfekten Westcoast-Sound vorstellt, wenn man eben aus Texas kommt. Im seltsam blutleeren This Is War bekriegen sich allenfalls Pappkameraden.
Und die Piano-Ballade Thirteen (Kweller: „Während ich an dem Stück schrieb, kamen diese ganzen Emontionen aus mir heraus. Ich habe an meine Frau Liz gedacht und an all das, was wir in acht Jahren gemeinsam durchgemacht haben.“) klingt so, als ob sie nicht von seinem eigenen Leben handelt, sondern als ob Kweller hier die Story eines Filmes nacherzählt.
Diese Platte lässt keinen Zweifel daran: Ben Kweller hat all das Können und all das Talent, das man sich für einen bedeutenden Songwriter nur wünschen kann. Doch er hat nichts zu sagen. Und das ist eben eine der unersetzlichen Zutaten, wenn man ein großes Album machen will. Sogar wichtiger als das Xylophon.
Irgendwie dann doch ein Hingucker: Der irre Clip zu Ben Kwellers Penny On The Train Track:
httpv://www.youtube.com/watch?v=4LNv_wh8TwY
2 Gedanken zu “Ben Kweller – „Ben Kweller“”