Künstler | Ben Ottewell | |
Album | Shapes And Shadows | |
Label | Eat Sleep Records | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Es gibt zwei Sorten von Singer-Songwritern. Gibt es irgendwo ein Lagerfeuer und eine Gitarre, dann kommt Typ 1 angehüpft, hat eine Frisbeescheibe dabei, setzt sich und trällert dann ein paar heitere Lieder, die nach und nach die Menschen um ihn herum zum Schunkeln und Mitsingen bringen. Man kann dies die Ben-Kweller-, gerne auch die Fran-Healy-Schule nennen.
Typ 2 kommt ein bisschen zu spät angeschlurft, hat eine Flasche Wein dabei, setzt sich und spielt dann rührende Lieder, bei denen er nach und nach immer mehr in sich selbst versinkt, bis er irgendwann merkt, dass er schon seit einer ganzen Weile allein am Lagerfeuer sitzt. Die Nick-Drake- oder auch Ryan-Adams-Schule.
Ben Ottewell gehört definitiv zu Typ 2. Als einer der Köpfe von Gomez steht er schon seit Jahren für gemäßigten Rock der gehobenen Klasse. Auf Shapes And Shadows, seinem ersten Album als Solist, durchschreitet er ähnliche Klangregionen, wenn auch mit etwas weniger Gepäck.
Mit seiner Stimme, die eine gute Dosis Ryan Adams ist, garniert mit einer Prise Eddie Vedder und einer kleinen Portion Ed Kowalczyk, und einem durch und durch soliden Verständnis von Songwriting legt Ben Ottewell ein durchaus gelungenes, sehr stimmiges Debüt vor.
Der Titeltrack als Opener ist schon prototypisch: Nach ruhigem Beginn beschleunigt das Lied nach und nach, am Ende singt Ben Ottewell fast wie im Taumel, berauscht. Das passiert hier ganz oft: Viele Stücke (wie auch Songbird, das man gerade auf der Homepage von Ben Ottewell kostenlos herunterladen kann) sammeln nach und nach Kraft, fast nichts bleibt durchweg sanft. Auch das sehr hübsche Chicago ist so ein Fall: Es beginnt mit Picking wie eine leise Ballade, doch dann setzen die Drums ein, am Ende erklingt sogar eine durchaus ruppige E-Gitarre.
Oft sorgen Streicher für zusätzliche Klangtupfer und tragen so ebenso dazu bei, dass auf Shapes And Shadows die Gediegenheit regiert. Das ist selbst über die überschaubare Länge von neun Liedern zwar etwas ereignislos. Passt aber gut zu einer Flasche Wein. Gerne auch am Lagerfeuer.
Ein Gomez-Song, live nur mit Gitarre: Ben Ottewell singt Tijuana Lady:
httpv://www.youtube.com/watch?v=XtABkygpqvE