Björk – „Post“

Künstler Björk

Auch auf „Post“ macht Björk wieder eine völlig neue Musik.
Album Post
Label One Little Indian
Erscheinungsjahr 1995
Bewertung

Schon als Sängerin der sagenumwobenen Sugarcubes hatte sich Björk Gudmundsdottir in die Herzen der Kritiker gesungen, geschrien und gefiepst. Dennoch mäkelten einige später an der Solistin herum. „Zu eklektisch“ sei das (Mojo), nicht mehr als gut zusammengeklaut.

Das ist natürlich nur halbverkehrt, schätzt die Leistung von Björk aber dennoch vollkommen falsch ein. Denn hätte es sich die Isländerin leicht machen wollen, hätte sie den Sugarcubes-Sound einfach weiter unter eigenem Namen veröffentlichen können. Doch stattdessen erfand sie mit Produzent Nellee Hooper eine Musik, wie man sie bis dahin noch nie gehört hatte. Auf dem Debut wurde der Grundstein gelegt, hier wird das System erweitert, die Kunst verfeinert. Selten hat jemand die Möglichkeiten elektronischer Klangerzeugung und computergestützten Komponierens so kreativ und in vollem Maße ausgeschöpft, wie Björk es auf diesem Album tut.

Der Auftakt, Army Of Me, ist mindestens Industrial-Rock, vielleicht sogar Heavy Metal, auf jeden Fall düster. Noch beängstigender wird die Hyper Ballad. Selbstmordgedanken, gekleidet in einen Strudel aus Streichern, in ein Himmelfahrtskommando aus Hi-hat-Schlägen. Dazu beschreibt Björk, wie sie Teile einer Katze von einem Felsen wirft, in The Modern Things stellt sie die These auf, dass es Autos schon in der Steinzeit gegeben hat. Dieses Kokettieren mit Kauzigkeit hat die Isländerin längst zur Masche gemacht. „Ich gelte als Sonderling. Das gefällt mir ganz gut. Es macht mich interessanter, als ich in Wirklichkeit bin“, sagt sie.

Auch musikalisch verstößt sie liebend gerne gegen Konventionen, kennt keine Grenzen. Ob bezaubernde Lebensweisheiten im klassischen Big-Band-Sound (It´s Oh So Quiet), cinematographische Danceflorr-Balladen (Isobel) oder exotische Disco-Eskapaden (I Miss You): Alles ist möglich.

Auch wunderschöne Kunstwerke wie Possibly Maybe. Der Sound hängt in den Seilen, der Song sitzt zwischen den Stühlen und Björk zerbricht beinahe. „How can you offer me love like that / I´m exhausted / since we broke up / I´m using lipstick again / I suck my tongue / in remembrance of you.“

Schließlich so etwas wie ein Liebeslied, gerichtet wohl an Tricky, mit Headphones passend betitelt. Und eine Harfen-Improvisation mit Björks Credo: „I´m going to prove the impossible really exists.“

Eine Tour de force wie der Song: Der sagenhafte Clip zu Army Of Me:

httpv://www.youtube.com/watch?v=LyEJxzQM24Q

Björk bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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2 Gedanken zu “Björk – „Post“

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