Künstler | Black Eyed Peas |
Album | Elephunk |
Label | Interscope |
Erscheinungsjahr | 2003 |
Bewertung | ***1/2 |
Natürlich Philadelphia. Schon die Roots, Ursula Rucker, Jill Scott oder India.Arie kamen dorther und machten angenehm von sich reden. Dann war „der neue Philly-Sound“ sogar dem Rolling Stone eine Story wert. Die Ostküsten-Metropole „setzt auf musikalische Virtuosität und politisiert in der Tradition der Bürgerrechtsbewegung“, stand dort zu lesen. Die Musiker seien „Menschen mit schwarzem Geschichts- und Selbstbewusstsein“. Und nun kommen die Black Eyed Peas und setzen dem Ganzen die Krone auf.
Sie weisen auf Elephunk ebenfalls die aktuellen Tugenden ihrer Heimatstadt nach: echte Instrumente, echte Anliegen, echte Gemeinschaft. Dass sie ob dieses Albums als die neuen Fugees gefeiert werden, ist nichtmal übertrieben.
Hands Up macht den Auftakt und zeigt gleich: Hier sind Leute am Werk, die nicht nur die richtigen Samples auswählen können (mexikanische Trompeten und bluesige Gitarren), sondern diese auch zu einem stimmigen Sound zusammenfügen können. Man kann dazu auch sagen: komponieren. Labor Day (It’s A Holiday) bringt noch etwas mehr Schwung in den Laden, samplet James Brown und verweist clever auf Madonna.
Ab Let’s Get Retarded gibt es dann kein Halten mehr. Der Basslauf macht schwindlig, der Beat bringt Lahme zum Gehen, dazu der beste Hip-Hop-Refrain seit O.P.P. Mit Dancehall hält Hey Mama die Party am Laufen, Shut Up setzt auf leichten Disco-Flavour samt Surf-Gitarre. Auch Smells Like Funk lebt von der (hier etwas subtileren) Spannung zwischen den männlichen und weiblichen Stimmen. Latin Girls wirft derlei Zurückhaltung über Bord und wird so zur höchst verführerischen Liebeserklärung. Quasi das echte Dirty Dancing. Ähnlich sinnlich (und mit enorm entspanntem Salt’n’Pepa-Zitat) gelingt auch Sexy, trotz Zeilen wie: „I put l.o.v. in you / I like putting me in you.“
In Fly Away und Third Eye hat Sängerin Fergie ihren großen Auftritt. Nicht nur wegen der lateinamerikanischen Elemente und ihrer Phrasierung erinnert sie dabei an Nelly Furtado. Dazu gibt es das etwas müde (und sehr europäische) The Boogie That Be und das komplett fantastische (und sehr afrikanische) The Api Song. Zusammen mit Papa Roach haben sie das unvermeidlich kraftmeiernde Anxiety geschrieben.
Und dann ziert Elephunk ja noch eine andere Zusammenarbeit. Mit Justin Timberlake haben die Black Eyed Peas Where Is The Love fabriziert, einen Traum von einem Song. Welchen Beitrag der notorisch vom Glück verfolgte Schelm dabei geliefert hat, erschließt sich nicht, ist aber auch egal. Stakkato-Streicher machen den Auftakt, dann ein Rap, der aggressiv ist, ohne kalt zu sein, schließlich der Refrain, smooth und eine Offenbarung. Dazu ein herrlich schräges Gitarrensolo (!), Celli und Dramatik. Elegant.
Drummer sind durchweg durchgeknallt. Der Beweis anhand von Let’s Get Retarded:
httpv://www.youtube.com/watch?v=zWdLYybMT1o
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