Künstler | Black Rebel Motorcycle Club | |
Album | Black Rebel Motorcycle Club | |
Label | Virgin | |
Erscheinungsjahr | 2001 | |
Bewertung |
„Rock is back“ steht in diesem Monat auf dem Cover des Rolling Stone. Der Black Rebel Motorcycle Club hat schon vor einem Jahr die Hymne zum Revival geschrieben. Die Single Whatever Happened To My Rock ‚N Roll (Punk Song) brachte Trotz, Energie und Selbstvertrauen der Bewegung auf den Punkt. „I fell in love with the sweet sensation / I gave my heart to a simple cause / I gave my soul to a new religion / whatever happened to my rock ’n roll.“ So neu ist die Religion dann aber natürlich nicht. Vom 1-2-3-4-Ramones-Einstieg bis zum Feedback-Nirvana-Ausklang kennt man ihren Katechismus. Doch es gibt wieder Propheten.
Im Fall des Black Rebel Motorcycle Clubs heißen sie Nick Jago, Peter Hayes und Robert Turner. Sie haben die Lehren der Glaubensväter eifrig studiert, sind nach eigenen Angaben folgsame Jünger der Nine Inch Nails, von Nirvana und Jesus & Mary Chain. Sie erlauben sich aber auch ein wenig Ketzerei: Auf der Bühne und im CD-Booklet ist das Trio in rot und schwarz getaucht, die Farben der Hölle. Denn genau wie seine Vorbilder legt der Black Rebel Motorcycle Club einige Grundsätze neu aus, deutet Dogmen um und findet so zu seiner eigenen Lehre.
Dazu gehört ein wenig Goth und jede Menge Psychedelik. Wenn der Rolling Stone deshalb im BRMC das moderne Gegenstück zu Velvet Underground sieht, ist das gar nicht so daneben und zeigt auch, wie sehr sich das Trio aus San Francisco von Strokes, Hives, Vines & Co. unterscheidet.
Erstens ist der Black Rebel Motorcycle Club (trotz des Bandnamens und der Lederjacken) viel weniger plakativ. Dass es hier keinen Frontmann gibt, sondern zwei sich abwechselnde Sänger und Gitarristen, ist dafür nur das vordergründigste Indiz.
Zweitens ist der Black Rebel Motorcycle Club viel müder. Die Platte beginnt so, wie andere Platten aufhören: Gitarren-fade-in, Gitarren-fade-out, erst dann kriecht der Opener Love Burns hervor, räkelt sich im ersten Refrain und wird erst zum Schluss richtig wach. Ganz ähnlich konstruiert ist lustigerweise auch das wenig später folgende Stück namens Awake. Auch Red Eyes And Tears hat eine nicht zu unterschätzende Wucht, aber „tumbe Mimikry und bemüht attitüdenhafte Wildheit ist hier kein Anliegen“ (Rolling Stone).
Drittens ist der Black Rebel Motorcycle Club viel britischer. Das könnte schlicht daran liegen, dass Drummer Nick Jago tatsächlich Brite ist. White Palms könnte man sich jedenfalls auch sehr gut von den Happy Mondays oder sogar Blur vorstellen. As Sure As The Sun, das mit einem famosen Bass-Riff beginnt, Rifles, das von einem quasi-Mantra eingeleitet wird, und vor allem Too Real klingen sogar wie Radiohead-Stücke, ungefähr aus der The Bends-Phase.
Viertens ist der Black Rebel Motorcycle Club viel tiefgründiger. Textlich geht es hier nicht ums jugendliche Gewinnen und Aufbegehren, sondern ums immerwährende Verlieren und Verlorensein, in letzter Konsequenz sogar um Salvation, wie der famose Rausschmeißer heißt.
Natürlich gibt es auch hier kurze Wutanfälle oder Höhenflüge wie den tollen Boogie Spread Your Love. Aber wo andere nur wild um sich schlagen, alles verdammen und jeden anklagen, schauen sich BRMC erst einmal um. „I keep my head up high to ease my mind of all these true sensations“, singen sie in Head Up High. Dass sie mit dieser Methode womöglich den längeren Atem haben werden, ist gar nicht so unwahrscheinlich.
Boogie, baby: Der Videoclip zu Spread Your Love:
httpv://www.youtube.com/watch?v=l_yU2Nr2YH8
Ein Gedanke zu “Black Rebel Motorcycle Club – „Black Rebel Motorcycle Club“”