Hingehört: Blue Note Beach Classics Presented By José Padilla

Die "Blue Note Beach Classics" sind der Klang zum Chillout auf der Terrasse.
Die "Blue Note Beach Classics" sind der Klang zum Chillout auf der Terrasse.
Künstler Diverse
Album Blue Note Beach Classics Presented By José Padilla
Label Blue Note
Erscheinungsjahr 2012
Bewertung **1/2

„Ich hoffe, ich habe noch ein paar gute Jahre.“ Das sagen Fußballprofis, wenn sie wissen, dass sie den Zenit ihrer Karriere bereits überschritten haben. Das sagen alternde Frauen, wenn sie fürchten, dass demnächst der Lebensabschnitt beginnen wird, der von Gebrechlichkeit geprägt ist. Und ich sage das jetzt auch. Also: „Ich hoffe, ich habe noch ein paar gute Jahre.“

Gemeint ist damit: Ich hoffe, ich habe noch ein paar Jahre, in denen ich Popmusik feiern kann, Rock, Elektro, HipHop, Punk. Ich hoffe, ich habe noch ein paar Jahre, bevor ich mich ernsthaft mit Jazz beschäftigen muss.

Natürlich ist es ein Klischee, dass Jazz nur etwas für ältere Herren ist, die bei einem guten Glas Wein und einer Zigarre ihrer Lieblingsmusik lauschen. Aber für meinen Geschmack trifft diese Vorstellung zu. Ich kapiere Jazz nicht. Mir fehlt in dieser Musik die Aktualität, das Zwingende. Auch: eine Botschaft, wenigstens ein Text. Vor allem: die nicht ganz unbedeutende Möglichkeit, entweder mitsingen oder dazu tanzen zu können. All das geht den meisten Spielarten von Jazz ab, und auch die Idee, dass ein Musikstück bloß ein Aggregatzustand ist, finde ich wenig reizvoll.

Ich habe deshalb keine Lust auf Jazz, und ich habe deshalb auch keine Ahnung davon. Ich erkenne aber wohl, wenn etwas gut funktioniert. Und die Blue Note Beach Classics Presented By José Padilla funktionieren blendend.

Der DJ aus dem legendären Café del Mar auf Ibiza hat für diese zwei CDs seine Lieblingsstücke aus dem Archiv von Blue Note zusammengestellt. Das Ergebnis ist entspannt, stilvoll und trotz eines unverrückbaren Chill-Out-Fundaments auch abwechslungsreich.

Der Sampler vereint Genre-Größen wie Chet Baker, Herbie Hancock und Miles Davis. Bläser sind besonders prominent vertreten, nur bei 6 der insgesamt 22 Stücke auf den Blue Note Beach Classics wird gesungen. Die Höhepunkte: Autumn Leaves von Stan Getz als sanfte Instrumentalversion, das leichtfüßige Hurt So Bad mit der flinken Gitarre von Grant Green, Hummin’ von Cannonball Adderley, das im Remix des Large Professor beinahe HipHop wird, und die Blue Samba von Ike Quebec mit dem sexy Zusammenspiel von Tenorsaxofon und Gitarre. Alles in allem: sehr geschmackvoll. Der Sommer kann kommen.

Ein Trailer zu den Blue Note Beach Classics:

httpv://www.youtube.com/watch?v=l1JT7X_MGKA

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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