Künstler | Buffalo Tom | |
Album | Skins | |
Label | Scrawny Records | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Ich kenne sie nicht richtig. Ein paar flüchtige Begegnungen (einmal trafen wir uns im Untergrund mit anderen Fans von The Jam, einmal stellte uns eine gewisse Rachael einander vor). Sie schien sympathisch, vielleicht sogar verheißungsvoll. Ich hätte sie gerne besser kennen gelernt. Aber sie hat sich rar gemacht.
Nun können wir uns endlich näher kommen. Vielleicht sogar: auf Tuchfühlung gehen. Schließlich haben Buffalo Tom ihr heute erscheinendes achtes Album Skins genannt. Es ist ein passender Titel. Die Haut ist eine lebende, atmende Oberfläche, die ein komplexes Innenleben verbirgt. All das trifft auch auf Skins zu.
Buffalo Tom stehen auch im 25. Jahr ihrer Karriere mitten im Leben. Sie machen Musik mit Gefühl und mit Kraft. Im College-Rock, dem das Trio aus Boston stets zugerechnet wurde, sind sie längst zu Dozenten geworden. Mike O’Malley, im Hauptberuf Schauspieler (Glee) und im Nebenjob seit mehr als 15 Jahren Fan von Buffalo Tom, fasst das Album treffend zusammen: „It has all the things that Buffalo Tom does well. Songs about situations and subjects that the average human can relate to – with all the gravity you’d expect from a band that still has something to say.”
Eine faszinierende Spannung zwischen gravitätischem Backgroundgesang (beinahe Crash Test Dummies), einer entspannten Strophe (ein bisschen Rembrandts) und wilden Gitarrenausflügen (eine gute Dosis Dinosaur Jr.) trägt den Auftakt Arise, Watch. Danach haben She’s Not Your Thing und das sehr schöne Miss Barren Brooks einen herrlichen Jangle, wie ihn Tom Petty liebt und auch die Gin Blossoms gut hinbekommen. Down, Guilty Girls, das vor allem zum Ende energische Lost Weekend, der lässige Blues von Out Of The Dark und der kernige Rocker The Kids Just Sleep werden alle Fans des Blue-Rose-Labels glücklich machen.
Tanya Donelly (Breeders) hilft mit, aus Don’t Forget Me eine Klasse-Ballade zu machen. In Big Time reicht das Zusammenspiel der Stimmen von Bill Janovitz und Chris Colbourn aus, um für einige Dramatik zu sorgen. Paper Knife ist ganz verhalten und traumhaft verloren. Und das nostalgische The Hawks & The Sparrows, der Höhepunkt des Albums, steht den besten Stücken des späten Paul McCartney in nichts nach.
Nach der Begegnung mit Skins ist aber auch klar: Eine heiße Affäre wird es nicht werden zwischen mir und Buffalo Tom. Es gibt hier wenig Grund für sintflutartige Endorphinausschüttung oder hormonelle Wallungen, aber ein gutes Maß an Verständnis, Einfühlungsvermögen und Verlässlichkeit. Wir werden einfach gute Freunde bleiben.
Von Skins gibt es leider noch keine Videos. Stattdessen: Tree House – der Beweis, dass Buffalo Tom unter dem Rock einer Hexe leben:
httpv://www.youtube.com/watch?v=JHXrFnZxCFw