Künstler | Carl Norén | |
Album | Owls | |
Label | Emi | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Es scheint ein paar Dinge zu geben, die im Hause Norén definitiv in der Familie liegen. Ausgeprägte Wangenknochen gehören dazu. Musikalität. Und auch: Eitelkeit.
Man kann mit einigem Recht schon Sugarplum Fairy, die Band der beiden jüngeren Norén-Brüder als Vanity Project betrachten, stellt sich doch die Frage, ob es überhaupt Aufmerksamkeit für diese Band gegeben hätte, hätte nicht Gustaf Norén, der älteste der Brüder, zuvor mit Mando Diao die Rockwelt aufgemischt. Nun hat Carl Norén, Kopf von Sugarplum Fairy und mittlerer Bruder, auch noch ein Soloalbum vorgelegt. Auch das zeugt von einer durchaus hohen Meinung, die er selbst vom eigenen Talent hat.
Owls beginnt durchaus vielversprechend. Tired Of Running Pt. 1 ist Pop mit einer guten Dosis Funk und Elektro – das könnte man sich auch von Justin Timberlake vorstellen. Dann verwandelt sich Carl Norén fast in Ryan Adams und legt mit New York eine zarte Ballade und eine Liebeserklärung an den Big Apple hin, die berührt.
Seine Songs sieht Carl Norén als Samen, während der Aufnahmen für Owls seien sie dann endgültig erblüht, erklärt er. In der Tat gibt es hier in Sachen Produktion viele gute Ideen. The Anger kombiniert einen dezenten Discobeat mit einer sehr prominenten Geige, was eine faszinierende Konstellation ergibt. Going Out Tonight ist gelungener gute-Laune-Pop. Ganz am Schluss von Owls bringt Carl Norén noch einmal eine andere Version von Tired Of Running, diesmal fast nur vom Piano begleitet, und führt so vor Augen, dass in dem Stück auch eine Bon-Jovi-Powerballade schlummert.
Trotzdem ist Owls insgesamt ein Flop. Zwar würde keines dieser Lieder problemlos ins Oeuvre von Sugarplum Fairy passen. Dennoch erschließt sich einfach nicht, warum Carl Norén diese Lieder schreiben (und auch noch veröffentlichen) musste. Zu glauben, dass die Welt diese Lieder braucht, wäre jedenfalls gnadenlose Selbstüberschätzung. Das Album ist alles in allem ein großes Durcheinander. Schlimmer noch: Die Texte sind banal, die Kompositionen, vor allem die Melodien, an keiner Stelle elaboriert. Am deutlichsten tritt das bei den Balladen zutage, die fast durchweg wie Fingerübungen, allenfalls wie Demos, klingen.
Nur das treffendste Negativbeispiel dafür ist Dawn kurz vor Schluss des Albums. Carl Norén singt darin mit leicht nölender Stimme gut sechs Minuten lang über die erstaunliche Tatsache, dass es abends dunkel und morgens wieder hell wird. Die Strophe besteht aus genau zwei Akkorden auf der akustischen Gitarre. Der Refrain hat nur das Wort „Dawn“ zu bieten, das unendlich in die Länge gezogen wird – schlechter kann man eine Melodie nicht simulieren.
Mit Brothers gibt es auf Owls übrigens auch noch eine Hymne an die Familienbande. Aber für mehr als das Vorprogramm von Mando Diao wird es für Carl Norén mit Owls nicht reichen.
Im Video zu The Anger trägt Carl Norén Kapuze. Ob das nun eitel ist oder nicht, kann jeder selbst entscheiden:
httpv://www.youtube.com/watch?v=cz7MCWuAnwo