Künstler | Clap Your Hands Say Yeah | |
Album | Hysterical | |
Label | V2 | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Hysterisch. Das war auf dem ersten Album von Clap Your Hands Say Yeah der Gesang von Alec Ounsworth, und das war auch die begeisterte Reaktion in der Blogosphäre.
Hysterisch. Das war auf dem zweiten Album von Clap Your Hands Say Yeah der Gesang von Alec Ounsworth, und das war auch die irritierte Reaktion in der Musikpresse, die sich beispielsweise über den ultra-verzerrten Sound des Titelsongs Some Loud Thunder echauffierte.
Hysterisch. So haben Clap Your Hands Say Yeah, und da muss man Ironie am Werke vermuten, nun ihr drittes Album genannt. Alec Ounsworth singt immer noch wie ein Mann, der auf glühenden Kohlen versucht, vor dem Leibhaftigen davonzurennen. Und die Reaktion wird definitiv auch wieder hysterisch sein. Manch einer hatte schließlich bereits das Ende von Clap Your Hands Say Yeah befürchtet, weil die Band seit zwei Jahren kein Konzert mehr gespielt und seit vier Jahren kein Album veröffentlicht hat. Nun ist das Quintett aus New York mit Hysterical zurück – und nach der langen Pause kaum mehr wiederzuerkennen. Von den Country-Wurzeln ist kaum etwas geblieben, auch die viel gerühmte Quirkiness hat sich weitestgehend in Luft aufgelöst. Dafür gibt es deutlich mehr Synthesizer und beinahe klassische Rocksongs.
Schon die Vorab-Single Same Mistake, die den Auftakt auf Hysterical macht, klingt unfassbar straight und muskulös. Der Eindruck, dass hier jemand Tine Wittler in den Clap-Your-Hands-Say-Yeah-Keller geschickt hat, um mal gründlich durchzuwischen, bleibt dann auch das gesamte Album über erhalten. Diese Musik ist noch immer dramatisch, noch immer besonders – aber neuerdings ein bisschen mehr auf Effekt und Zugänglichkeit aus.
Der Titelsong hat ebenfalls einen unerwarteten Punch und würde durchaus auch auf ein Killers-Album passen. Die Ballade Misspent Youth und das majestätische Siesta (For Snake) klingen wie Glasvegas, nachdem denen jemand die Lederjacken geklaut hat. Yesterday, Never könnte ins Repertoire von The Gaslight Anthem passen, The Witness’ Dull Surprise wird zu einer Americana-Variante der Kings Of Leon, das packende Ketamine And Ecstacy klingt danach wie Love Will Tear Us Apart auf, naja: Ketamin und Ecstacy.
Idiot könnte man sogar einen ganz konventionellen Rocksong, etwa im Stile von Mando Diao, nennen, und dieses Attribut wäre einem auf den ersten beiden Alben von Clap Your Hands Say Yeah kaum in den Sinn gekommen. Es ist einer der kurzen Momente, in denen man befürchtet, die Band wolle nun mit nie dagewesener Stromlinienförmigkeit all das wiedergutmachen, was sie durch das sperrige Some Loud Thunder verspielt hat.
Hört man Hysterical aber genauer an, dann merkt man schnell, wie individuell diese Band nach wie vor ist, und wie sie hier auf ihre eigenen Traditionen aufbaut. Ausgerechnet bei Maniac verfällt Alec Ounsworth erstmals in seinen irren Gesang, und die Band vereint dazu Surfmusik, Country und Garagenrock. Auch In A Motel lebt in erster Linie von dieser betörenden Stimme, die in diesem Song niemals Luft zu holen scheint und noch immer durch Mark und Bein geht. Ein kolossal großer Sound und genau diese Stimme machen dann auch Adam’s Plane zu einem Hammer-Rausschmeißer.
Am deutlichsten wird der Wandel in Into Your Alien Arms (das den schönen Arbeitstitel Strangled Caravan hatte): Für das Volumen im Sound sorgt neuerdings zwar ein Synthesizer statt einer Gitarre, aber das ist dieselbe Dramatik wie früher, und am Ende gibt es sogar eine Gitarre, die Some Loud Thunder in puncto Verzerrung in nichts nachsteht. Die Hysteriker können sich also wieder beruhigen: Clap Your Hands Say Yeah haben mit Hysterical nicht ihre Ideale verraten, sondern ihr Konzept einfach bloß weiterentwickelt.
Mit diesem netten Teaser machen Clap Your Hands Say Yeah Lust aufs neue Album:
httpv://www.youtube.com/watch?v=wX1OqESEtEk