Künstler | Collective Soul |
Album | Afterwords |
Label | India |
Erscheinungsjahr | 2008 |
Bewertung | *1/2 |
Ein seltsames Kollektiv ist das. Tatsächlich fast ohne fremde Hilfe haben Collective Soul zehn Millionen Platten verkauft. Das Quintett aus Georgia sieht sich selbst irgendwie in der Nachfolge von Grunge, vermarktet sein neues Album aber exklusiv über eine Supermarktkette. Sie sind auf Tour mit den chronisch melancholischen Counting Crows und möchten mit dieser Platte doch bewirken, „dass alles um sie herum positiv ist“.
Ähnlich inkonsistent ist die Musik. Hört man Afterwords, dann kann man nur zu dem Schluss kommen, dass der Sänger in Kuschelrock-Bettwäsche schläft, der Gitarrist ein Metallica-Poster an der Wand hat und der Produzent in seinem Auto ausschließlich Mainstream-Radio hört. Die Resultate können manchmal ganz hübsch sein wie in der eingängigen Liebeserklärung All That I Know, dem an Reamonn erinnernden Good Morning After All oder der wahren Geschichte vom Georgia Girl. Manchmal erinnert der Sänger, der ausgerechnet Ed Roland heißt, auch sehr stark an Roland Gift von den Fine Young Canibals. Und bei I Don’t Need Anymore Friends könnte man meinen, The Darkness seien aus der Gruft erwacht.
Im durch und durch kruden What I Can Give You kommt das alles zusammen: eine Heavy-Rock-Gitarre, eine Schmuse-Stimme und ein süßes Piano-Break, das Mike & the Mechanics auch nicht harmloser hinbekommen hätten. Die Texte sind durchweg so peinlich, wie das zwangsläufig der Fall ist, wenn Menschen zu viel glauben und zu wenig wissen. Und Hollywood ist fast schon tragisch in seinem verkrampft-rechtschaffenen Versuch, ein Hit zu sein. Klarer Fall: Collective Soul können vielleicht viel und die Platte macht ohne Zweifel klar, dass sie auch viel wollen. Doch das hilft nichts, wenn man kein Talent, keine Botschaft und keinen Geschmack hat.
Lieber nur ein Interview mit Sänger Ed Roland (dann muss man die Musik nicht hören):
httpv://www.youtube.com/watch?v=P8hO32gSVes