Künstler | Daiv |
Album | 3 |
Label | Daiv |
Erscheinungsjahr | 1999 |
Bewertung | *** |
Die Entdeckung der Langsamkeit? Nur beinahe. Meine Welt eröffnet diese Platte sentimental, wirft einen dann aber brachial aus der Verträumtheit. Die Gitarre bratzt gar herrlich, das Schlagzeug ist Snare-lastig, die Orgel erdet das Ganze.
Dann hat es sich aber zunächst einmal mit Weicheierei. In …und außerdem gibt es erstmal richtig auf die Fresse. Das volle Programm von klasse Feedback-Intro bis zum Rock´N-Roll-Gitarrensolo. Dazwischen pflegt der ruhige Teil mit virtuosem zweistimmigen Gesang die Wunden, allerdings nur, um danach jeweils noch größeren Schaden anzurichten.
Fast keine verzerrten Gitarren, dafür aber einen leicht querstehenden Rockabilly-Teil hat Johannas Augen zu bieten. Atmosphärisch deutlich stimmiger und mit guter Bass-Arbeit kommt Unendlich fern daher. Der Sound hat bei dieser Scheibe ja insgesamt so seine Tücken, dies ist aber eines der Stücke, die darunter am wenigsten leiden.
Der Hit dieses Albums ist natürlich das kompakte Gartenparty. Groovy Schlagzeug, guter Refrain, und diese Mädelsstimmen, an denen man sich nicht satthören kann. Gelungen ist auch Nie philosophieren mit einem fast schon Let There Be Rock-Keyboardsolo. Das dichte X-Saft lässt die Spannung weiter steigen, nämlich immer auf den Höhepunkt zu: Einfach alles baut auf die bewährte laut-leise-Dynamik, doch selten war sie so effektvoll wie hier. Toller Text, perfekt gesungen, klasse umgesetzt.
Gut komponiert, allerdings nicht so schön gesungen ist Nun…. Spannend umgesetzt wurde Es hat nichts mit dir zu tun: Rock mittels Lagerfeuergitarre. Ambitioniert ist auch das nächste Stück mit dem ausnahmsweise einmal guten Titel Daß sich nichts verändert hat stimmt nicht, das Schlagzeug stolpert lustig. Ansonsten können die Drums allerdings einige Male nicht mit dem Rest mithalten: schwachbrüstig im Sound, zu linear in der Spielweise. Auf ..ja..auch..manchmal.. wirkte das oft noch sympathisch, hier stört es allerdings teils empfindlich.
Am besten gelingen auch deshalb die leiseren Stücke. Gegen uns etwa, ganz spartanisch und ganz bei sich selbst, erreicht auf diese Weise alles, was es will – und mehr. „Was ist schon die Zeit, die noch vergeht / gegen alles, was wir hatten / was ist schon Zeit / gegen uns“. Hier ist ein Genie am Werk. Beinahe.
Auf der schon ewig nicht mehr aktualisierten Homepage von Daiv gibt es ein paar Songs zum Download.
Ein Gedanke zu “Hingehört: Daiv – „3“”