Künstler | Daiv |
Album | ..Ja..auch..manchmal.. |
Label | Daiv |
Erscheinungsjahr | 1998 |
Bewertung | ***1/2 |
Zwei Punkte davor, vier Punkte dazwischen, zwei Punkte danach. Das hat möglicherweise nichts zu bedeuten. Vielleicht heißt es aber auch, dass diese Musik irgendwo herkommt und irgendwo hinführt. Und dass dazwischen auch so einiges nicht ganz klar ist. Jugend, Verwirrung, Unbestimmtheit.
Nicht umsonst wird Daiv als eine der besten Fuldaer Bands ever gehandelt. Diese Platte bestätigt das. Vorteile sind der gute Sound und vor allem Alex Eß. Die Stimme ist fast stets an der richtigen Stelle, meist ausreichend laut und häufig genug singt sie die richtigen Worte. Etwa im grandios groovenden …Sonne scheint, oder im herrlich melancholischen Da oben im Wald, das auch wegen des leicht metallischen Bass-Sounds an frühe Stücke von Ash erinnert. Das trifft auch auf Momentan mit Disco-Hi-Hat und der ersten ganz großen Textzeile zu: „Die Sonne scheint wieder / April ist vorbei / es wird wahrscheinlich kein / außergewöhnlicher Mai.“
Auch Über die Sinnlosigkeit beginnt textlich spannend, verliert sich dann aber trotz einer pägnanten Bass-Line. Leider schöpft auch Schon viel zu lange sein sehr großes Potenzial nicht aus, was vor allem am viel zu schwachen Schlagzeug und dem unsinnigen Gitarrensolo liegt. Leicht verwirrt bis völlig konfus beginnt Frankfurt, wird dann aber durch die beiden tollen Gesangsstimmen gerettet. Allerdings lässt das Schlagzeug auch hier bei den härteren Passagen zu wünschen übrig.
Dass es besser geht, beweist der Drummer mit der Double-Bass-Attacke auf Egal für dich, die sich sogar des Heeres von Flanger-Gitarren erwehren kann. Pluspunkte sammelt auch Schade mit der Zeile „und jetzt ist es zu spät / alles hat sich verändert“, die praktisch nach ausverkauften Hallen schreit, bevor die akustische Gitarre den Song dann vollends in die erste Liga führt.
Ob wir zusammen sind klingt zwar erst wie von Nirvanas Rape Me geklaut, besticht dann aber durch einen klasse Text und das beste Break dieses Albums. Bestechend auch die Lyrik von Was weiß ich: großer Refrain, viel Seele, jede Menge Dramatik und pünktlich zur Eruption der Slogan: „Ich will nicht länger warten / Ich will sofort Veränderung.“
Schließlich der Mini-Hit Discogänger, der Text wieder ähnlich treffsicher, wieder eine Zeile fürs Poesiealbum: „Und eure Getränke / sind mir viel zu teuer / und darüberhinaus / schmecken sie wie alte Socken.“ Nicht mal halb so straight und nicht mal ein Drittel so humorvoll ist Es tut mir leid: Der Song kommt erstens von ganzem Herzen und zweitens mitten aus dem Leben. So einfach ist das. Größter Moment im leider nur textlich überzeugenden Sag mir ist der großartige Einfall mit dem zeitlich versetzten „Huh huh“.
Das Motiv der beinahe völligen Unbestimmtheit taucht auch in Irgendwie auf, das endlich einmal einen adäquaten Schlagzeug-Sound hat und vielleicht der rundeste Song dieser Platte ist. Zum Schluss das psychedelische Über Tauben, das – gewollt oder nicht – schon den Weg weist zu den deutlich komplexeren Stücken von 3.
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