Damien Jurado – „Maraqopa“

Künstler*in Damien Jurado

Um sich selbst tänzelnd - das ist die Atmosphäre auf "Maraqopa".
Um sich selbst tänzelnd – das ist die Atmosphäre auf „Maraqopa“.
Album Maraqopa
Label Secretly Canadian
Erscheinungsjahr 2012
Bewertung

Als “Seattle’s folk-boom godfather” hat die Seattle Times vor ziemlich genau einem Jahr schon Damien Jurado gefeiert. Ich wusste zwar nicht, dass Seattle schon so lange einen Folk-Boom erlebt. Aber die Bezeichnung ist trotzdem sehr treffend. Aus drei Gründen.

Erstens hat Damien Jurado in fast 20 Jahren viel geleistet für die Musikszene seiner Heimatstadt. Er hat seine ersten Platten auf dem legendären Sub-Pop-Label veröffentlicht und mit lokalen Größen wie David Bazan (Pedro The Lion) und Richard Swift (neuerdings The Shins) gearbeitet. Das gerade erschienene Maraqopa, wieder mit Swift entstanden, ist bereits sein zehntes Album.

Zweitens hat Damien Jurado in all dieser Zeit nie seine Freude am Experimentieren verloren. Davon zeugt auch Maraqopa. Der Opener Nothing Is The News schafft es mühelos, sich innerhalb von fünfeinhalb Minuten von Simon & Garfunkel über Love zu Jimi Hendrix zu entwickeln. Virtuos, komplex und scheinbar um sich selbst tänzelnd ist dieses Lied – wie viele Tracks auf dem Album, die Damien Jurado gemeinsam mit Swift durchweg live eingespielt hat.

Manchmal ist er nahe am Jazz, gelegentlich auf ein paar Umwegen unterwegs in Richtung Country. This Time Next Year beginnt als Bossa Nova, Reel To Reel ist orchestral, ohne ein Orchester zu brauchen. Das zurückhaltende Everyone Is A Star ist ein Traum von einem Song – in vielerlei Hinsicht. In So On, Nevada zerbricht sein Falsett beinahe vor lauter Herzeleid, und auch wenn er danach in Museum Of Flight behauptet, er sei „foolishly in love“, dann klingt das noch untröstlich.

Drittens ist auf Maraqopa die Nähe zu einem anderen fast unheimlich groß, den man auch schon einmal „Godfather“ (in diesem Fall: des Grunge) genannt hat: Neil Young. Wenn Damien Jurado in Life Away From The Garden mit Akustik-Gitarre, Kinderchor und Vibraphon barmt, dann klingt das wie ein Demo von Harvest. Und Working Titles, der rundeste und schlüssigste Song dieser Platte, hat die beiläufige Melancholie, die auch Neil Young so perfekt beherrscht. Der wurde zwar ein ganzes Stückchen nördlich von Seattle geboren. Aber immerhin heißt die Plattenfirma von Damien Jurado ja schon einmal: Secretly Canadian.

Die Bösen sind immer die mit den Baseballschlägern. Das gilt auch bei Damien Jurado, im Video zu Nothing Is The News.

http://www.youtube.com/watch?v=_p1O-LcFAZU

Damien Jurado bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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